Andreas Lander
Herr Lüdemann, worum geht es euch bei Beteiligung gestalten e.V.? Wir möchten mit unserem Verein Bürgerbeteiligung gestalten. Es geht darum, die Menschen grundsätzlich für Demokratie zu begeistern. Inden letzten Jahren haben wir immer wieder erfahren, was Engagement bewirken kann und wie viele Menschen sich in der Stadt engagieren.Viele Projekte enthalten schon die Lösungsansätze für Veränderungen.Dabei sehen wir Beteiligung nicht nur politisch im Sinne von Stadtrat,Landtag, Bundestag oder EU-Parlament.
Sondern? Ganz einfach: Es beginnt bei kleinen Dingen wie in der Kita mit einer Kitaverfassung, geht über Schüler- und Studierendenvertretungen bis hinein ins Berufsleben im Rahmen von Betriebsräten oder in der Freizeit im Rahmen von Gemeinwesen- oder Vereinsarbeit. Auch Online-Petitionen wie sie derzeit etwa zum Radverkehr in Magdeburg laufen, zählen hinzu, genau wie Bürgerentscheide und klassische Wahlen.
Was spricht denn für Bürgerbeteiligung, weißes der Bürger einfach besser? Wenn wir zukunftsfähige Entscheidungen treffen wollen, müssen wir die breite Bevölkerung mitnehmen. Es geht nicht darum, ob der Bürger es besser weiß, sondern darum, dass er im häufigen Unterschied zu den Entscheidern unmittelbar mit den Entscheidungen leben muss. Manchmal, wie zuletzt in Magdeburg-Nordwest, geht es um so banale Dinge wie einen Straßennamen. Und unser Urteil, ob der Staat, das Land, die Kommunen bei ihren Entscheidungen richtigliegen kann sich doch nicht nur auf Wahlen beschränken.
Aber Bürgerbeteiligung erfordert auch die Auseinandersetzung mit diesen Einwürfen. Das wiederum verlangsamt Entscheidungsprozesse. Dazu kennt der Bürger oft nicht die komplizierten Hintergrundvorschriften (Naturschutzrecht/Baurecht), die die Verwaltung aber beachten muss. Natürlich mag das manchmal anstrengender sein und ja, man könnte sagen, Beteiligung verlangsame Prozesse und viele Köche verderben den Brei. Aber wenn klar ist, dass Beteiligung auch etwas bewirken kann und eine ernsthafte Mitsprache ermöglicht wird, werden insgesamt die Vorteile überwiegen und Entscheidungen breiter gedacht, diskutiert und langfristig auch aufein solides Fundament gesetzt.
Der Stadtrat Alfred Westphal spricht gern von Verwaltungsdiktatur. Ich kenne diese Sätze von ihm und tatsächlich hat man manchmal den Eindruck, dass Verwaltungen glauben, einfach am besten zu wissen,wie es gemacht werden muss. Dass es anders geht, zeigen andere Städte. Frankfurt am Main organisiert regelmäßig Bürgerforen, auf denen anstehende Entscheidungen diskutiert werden. Und es gibt dort eine lebhafte, konstruktive Beteiligung der Bürger.
Was erwartet interessierte Bürger bei eurem Open Space? Wir verstehen das Treffen als Plattform für den Austausch von Erfahrungen, die Themen kommen von den Teilnehmenden selbst. Auch haben wir uns einen Verein aus Potsdam eingeladen, der bei der Bürgerbeteiligung erfolgreich mit der Stadt zusammenarbeitet. So wollen wir mit den Interessierten ins Gespräch kommen - mit Privatpersonen, mit Unternehmen,Politik, Verwaltung, Interessenvertretungen. Unsere Erfahrung ist, dass man Beteiligung trainieren kann, Aufklärung und Wissen über die eigenen Möglichkeiten der Einflussnahme sind dafür die Grundlage.
Zur Veranstaltung: OpenSpace Diskussion „MACHDEBURCH“, 8. Juli, Anmeldung per Telefon oder WhatsApp (0151 20579167) oder über www.beteiligung-gestalten.de
© Engelhardt
Kulturzentrum Moritzhof
Moritzplatz 1, 39124 Magdeburg
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Die HofGalerie ist während des Veranstaltungsbetriebs täglich geöffnet.