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Bierverkostung
Nein, es ist kein Wein. Hier werden selbst gebraute Biere verkostet - Schluck für Schluck.
Bierbrauen ist eine Kunst. Und Leidenschaft. Letztendlich aber ist es Handwerk. Nach dem Reinheitsgebot besteht Bier aus Hopfen, Hefe, Malz und Wasser. Aber selbst bei diesen Grundzutaten gibt es unendlich viele Möglichkeiten. Weltweit sind allein 400 Hopfensorten verfügbar, Tendenz steigend. Die heißen Chinook, Amarillo oder Sorachi Ace und verleihen dem Bier spezielle Noten und Düfte. Letztere etwa bringt dem Bier feine Noten von Ingwer und Zitronengras. Dazu kommen verschieden gemalzte Gerste und unterschiedlich reagierende Hefen, ganz zu schweigen von Zusätzen wie Dark Belgian Candy Sugar oder Colorado Honey.
Aus diesem Meer an Möglichkeiten hat sich abseits der großen Brauindustrie handwerklich gebraute, sogenannte Craftbiere entwickelt. Vor allem in Amerika haben die den nationalen Markt kräftig aufgemischt. Alle zusammen kamen 2013 auf 14% Marktanteil und damit erstmals mehr als die Traditionsmarke Budweiser. Dort gibt es Leute wie Garret Oliver, Braumeister der Brooklyn Brewery. Seine Biere erfreuen sich in Gourmettempeln und den besten Bars New Yorks größter Beliebtheit. Kein Wunder: Seinen Bieren setzt er auch mal Orangenschalen oder Colorado Honey zu oder sorgt mit Champagnerhefe für zusätzliche Flaschengärung.
Auch in Deutschland hat es in den letzten Jahren eine Gründungswelle vor allem kleiner Manufakturen gegeben. Oft genug sind es Wanderbrauer, wie das Hamburger Label „Von Freude“, die mit immer neuen Rezepturen experimentieren und sich für das Ansetzen eines Suds jeweils in eine große Brauerei einmieten. Oder sie haben wie die Hannoveraner Mikrobrauerei „Mashsee“ zwei eigene 150 Liter-Sudkessel. So entstehen geschmacklich immer exotischere Sorten, mal äußerst alkoholreich, mal solche, die mit IBU-Werten protzen - den International Bitterness Units, mit denen die Hopfenbitterkeit angegeben wird oder wie bei „Preußen Weiße“ mit Ingwer und Wacholder gewürzt werden.
Für solche Indian Pale Ales, Stouts oder Porter muss die Kundschaft aber locker das Doppelte oder Dreifache bezahlen wie für ein normales Pils im Supermarkt. Nach oben ist diese Skala offen. Das Starkbier „Hopfen Royal“ aus der Brau Manufaktur Allgäu hat einen Champagnerkorkenverschluss und ist für wohlfeile 12,50 Euro zu haben. Die geschmackliche Individualität schlägt sich auch im extravaganten Design von Etiketten nieder und die Hopfensorten werden oft wie Rebsorten beim Wein auf der Flasche angegeben.
Landauf landab finden mittlerweile wöchentliche Open Bottle Nights statt, bei denen probiert werden kann. Die Biere werden dabei gern in Degustationsgläsern getrunken, die den feinen Duftnoten Raum lassen.
Auch Magdeburg erlebt im Januar eine vom „Getränkefeinkost“ organisierten ersten Event. An mindestens sechs Zapfhähnen einer mobilen Anlage werden im Restaurant Fürstenwall zwei Tage lang eine Auswahl schottischer, englischer und deutscher Craft Biere gezapft. Getrunken wird aus 0,1l-Gläsern, um sich anschließend über Antrunk, Nachtrunk und Duftnoten auszutauschen.
Craft Beer Pop Up-Bar im Fürstenwall, 23. und 24. Januar, ab 18 Uhr, Restaurant Fürstenwall, 0,1 Liter um 1,50 bis 2 Euro