GMD Anna Skryleva eröffnet ihre letzte Konzertsaison am Theater Magdeburg mit einem klassisch-romantischen Programm, das um ein großes Vorbild kreist – welches allerdings nicht selbst vertreten ist: Ludwig van Beethoven. Denn so wie sich Franz Schubert mit seiner letzten, der „großen“ C-Dur-Sinfonie fragte: „Wer vermag nach Beethoven noch etwas zu machen?“, so denkt man auch bei Jean Sibelius’ Violinkonzert unweigerlich an Beethovens (und Brahms’) Konzerte für dasselbe Instrument, zumal diese auch um das tonale Zentrum „D“ kreisen.
Im Gegensatz zu seinen beiden Vorläufern kannte sich Sibelius sehr gut auf seinem Soloinstrument aus – er war in jungen Jahren selbst als Violinsolist aufgetreten. So ist sein Konzert mit allen geigerischen Raffinessen und Anforderungen gespickt, die Virtuosität ist allerdings nie Selbstzweck, sondern nur die Oberfläche eines tief und aufrichtig empfundenen Kerns. Dieser musikalischen Aufrichtigkeit stellt sich der kanadische Geiger Timothy Chooi. Seit dem Gewinn renommierten Joseph-Joachim-Wettbewerbs – in dessen Rahmen er 2021 bereits mit Tschaikowskys Violinkonzert in Magdeburg zu Gast war – startet der junge Solist international durch und tritt mit namhaften Orchestern wie dem Deutschen Symphonie-Orchester Berlin, dem Royal Philharmonic Orchestra und dem Orchester des Wiener Concert-Vereins auf. Seit 2021 jüngster Professor an der University of Ottawa hat er die Ehre, auf zwei hervorragenden historischen Instrumenten spielen zu können: der Guarneri-Violine „Titan“ von 1741 und der Stradivari-Violine „Engleman“ von 1709.