»Ach, ich hab sie ja nur auf die Schulter geküsst ...« – Bei einem Ball im sächsisch besetzten Krakau hat die stolze polnische Komtesse Laura dem zudringlichen sächsischen Offizier Ollendorf vor allen Leuten mit dem Fächer ins Gesicht geschlagen. Da sie und ihre Mutter, die verarmte Gräfin Nowalska, auf einen reichen, adligen Polen als Bräutigam bestehen, rächt der düpierte Ollendorf sich, indem er ihnen den inhaftierten Bettelstudenten Symon und seinen Mitinsassen Jan als den unermesslich reichen Fürst Wybicki samt Sekretär vorstellt. Der Plan scheint aufzugehen: Wie erhofft, verlieben Laura und ihre Schwester Bronislawa sich in die beiden, wollen heiraten und Ollendorf sieht seine große Stunde der Vergeltung gekommen – doch dann geht die Sache auf einmal nach hinten los, den Jan entpuppt sich als äußerst gewitzter polnischer Freiheitskämpfer ...
Neben Johann Strauß’ »Fledermaus« und Franz von Suppés »Boccaccio« gilt »Der Bettelstudent« als das Nonplusultra der frühen Wiener Operette. Das Werk ermöglichte seinem Komponisten nach jahrzehntelanger Arbeit als Kapellmeister am Theater an der Wien ab 1882 ein Leben als freier Komponist. Zu den schwungvoll-eingängigen Melodien von Millöckers Operette erzählt Regisseur Nico Rabenald (u. a. »Wiener Blut«, »My Fair Lady« und »Titanic – das Musical«) eine turbulente Geschichte, in der jede der Figuren vorgibt etwas anderes zu sein als sie ist. Persönliche und politische Belange werden hierbei nicht getrennt, sondern gründlich verquickt