Was verbindet die berühmte christliche Mystikerin Mechthild von Magdeburg und ihre Praxis des Murmelgebets mit den Resonanzräumen der sozialistischen Schwerindustrie? Die Performance "Industrial Mechthild" begibt sich auf eine seismografische Spurensuche durch die Ruinen des ehemaligen Schwermaschinenbau-Kombinats „Ernst Thälmann“ in Magdeburg. Vergessene Dinge werden hier in erinnernde Schwingungen versetzt, die Vergangenheit klanglich durchdrungen, und das Glauben an eine bessere Zukunft durch oszillierende Vokal-Praktiken des Mittelalters neu eingeübt.
Im Zusammenspiel eines vielköpfigen Bürger:innenchors, einer Klangkünstlerin, einer Regisseurin und eines verlassenen Industrieareals entsteht eine musiktheatrale Erzählung über die Dezentralisierung von Macht. Inspiriert von der industriellen Vergangenheit des SKET-Geländes und der solidarischen Gemeinschaft der Beginen – freien religiösen Frauengruppen des Mittelalters – entfaltet sich ein dialogischer Klangraum. Das Publikum wird dabei selbst zum Akteur: In der Begegnung von mittelalterlicher Gebetspraxis und akustischer Resonanz entstehen neuartige, verbindende Klänge, die Raum für das utopische, solidarische Denken öffnen.