Dokumentation, D/CH 2023, 105 Min., FSK 0
Schwarzer Staub, schrille Metallgeräusche, dunkle Stollen, hart arbeitende Männer – das ist Vergangenheit. Das ist die humorvolle und herzerwärmende Reise von fünf Bergleuten, die sich in Zeiten von Klimawandel und Genderdiskussionen neu entdecken müssen, als das letzte Steinkohlebergwerk in Deutschland endgültig stillgelegt wird.
Eine atemberaubend schön gefilmte, dokumentarische Erzählung über die Vergangenheit unter Tage und den Beginn vom Rest des Lebens.
Inhalt
Die beiden Kumpel Locke und Langer – Wolfgang Herrmann und Marco Edelmann – sind unzertrennlich. Den ganzen Arbeitstag über bleiben sie Seite an Seite und wenn sie mit kohlegeschwärzten Gesichtern unter die Dusche gehen, seifen sie sich auch gegenseitig den Rücken ein. Die beiden Familienväter ziehen sich mit derben Worten auf, nehmen kein Blatt vor den Mund und im nächsten Moment legt der eine schon wieder seinen Arm um die Schulter des anderen. Er sehe Locke mehr als seine eigene Frau, fasst Langer ihr Verhältnis zusammen. Thomas Hagedorn legt im Umkleidebereich die frische Arbeitskleidung bereit, hält die Duschen sauber, ist zur Stelle, wenn die Kumpel etwas brauchen. Kirishanthan Nadarajah, genannt Kiri, kam vor über 20 Jahren aus Sri Lanka nach Deutschland. „Mein Deutschland ist die Zeche“, sagt der Führer einer Werkslok. Als er dann Ende 2019, nach dem Rückbau, zum letzten Mal vor der Lokomotive steht, kann er die Tränen nicht zurückhalten.
Die Regisseure des Dokumentarfilms lassen ihre Protagonisten erzählen – vom Bergbaualltag und ihren Gedanken über das Ende. Dazu sind Bilder des Zechengeländes zu sehen, die auch die Enge und Dunkelheit unter Tage einfangen, die Förderbänder, die dann plötzlich stillstehen und die imposante Architektur der Bergbauhallen. Auch von ihrem Abriss gibt es Schnappschüsse. Martina Klimatzki ist die einzige Frau, die je unter Tage im deutschen Steinkohlebergbau gearbeitet hat. Lange Zeit hielten sie alle für einen Mann, doch dann wollte sie nicht mehr im „falschen“ Körper gefangen sein und unterzog sich einer geschlechtsangleichenden Behandlung. Mit dieser interessanten Protagonistin betrachtet der Film das Milieu des Bergbaus aus einer erweiterten Sicht: Wie sieht sie die Geschlechterrollen, wo möchte sie sich selbst einordnen, was macht ihr zu schaffen? Martina begreift den Bergbau als Teil von ihr und ist deswegen nun in den Salzbergbau gewechselt. (Text: Bianka Piringer)
nominiert für den Deutschen Dokumentarfilmpreis 2024
Eine Veranstaltung im Rahmen der LETs DOK 2024 – bundesweite Dokumentarfilmtage mit freundlicher Unterstützung durch die Landeszentrale für politische Bildung Sachsen-Anhalt, anDOKen e.V. und dem Verein zur Förderung der Dokumentarfilmkultur.
UKB: 3,00 €, Tickets unter Tel.: 03904/40159 oder in der KulturFabrik