Einführung: Silke Eikermann-Moseberg M.A., Leiterin Stadtgalerie Elbeforum
BAHAK, 2012, Kolkata, Indien
Die bengalische Bezeichnung für Lastenträger lautet »Bahak«. Keine Last scheint zu schwer und zu groß, als dass diese Männer nicht in der Lage wären, sie mit ihrer Muskelkraft durch die engen und überfüllten Straßen Kolkatas (Kalkutta) zu transportieren.
»Bahak«, das bedeutet ein Leben als Tagelöhner am unteren Rand der Gesellschaft: Ausbeutung und harte Arbeit für geringe Entlohnung, ein täglicher und gefährlicher Kampf auf den Straßen Kolkatas. Dennoch sind sie unverzichtbar, um die gigantischen Warenströme einer Megametropole bewegen zu können, allein deren Straßen in der Regel zu voll, zu verstopft und zu schmal sind, um hierfür in ausreichender Weise Kraftfahrzeuge nutzen zu können.
Am Rand dieser Straßen hat Bohnhof für ein paar Wochen ein improvisiertes Studio aufgebaut und einige Lastenträger gebeten, einen kurzen Moment anzuhalten, um sie einzeln und herausgelöst aus der stets in Bewegung befindlichen, geschäftigen Masse von Menschen zu portraitieren: Ausdruck eines bewundernden Staunens über die sichtbaren Kunstfertigkeiten, die das Bewegen von Dingen beinhalten kann.
BOOKS FOR SALE, 2009, Kolkata, Indien
Unbeeindruckt von den Verkündigungen, die das Ende der Ära des gedruckten Buches im digitalen Zeitalter in schon naher Zukunft als Gewissheit betrachten, stapelt sich das Druckwerk im Universitätsviertel in Kolkata (Kalkutta) zu Millionen und wird täglich von vielen ortsansässigen großen und kleinen Verlagshäusern neu produziert und auf den Markt gebracht. Es heißt, im Viertel rund um die College Street bekäme man jedes gewünschte Buch: Über 10.000 Buchläden offerieren ein Angebot neuer und gebrauchter Ware, die von den Schriften Karl Marx‘ über islamische Prosa bis hin zu aktuellen Lehrbüchern reicht.
Die Buchläden stehen im Mittelpunkt meiner fotografischen Arbeit, über die angewandten Formalkriterien, der mit Großformattechnik umgesetzten Aufnahmen, gelingt eine Konzentration auf das einzelne Objekt und ermöglicht zudem eine Vergleichbarkeit innerhalb der gesamten Serie. Kontrastiert werden diese detailgenauen und menschenleeren Ansichten durch Aufnahmen von belebten Straßenszenerien aus dem Alltag der College Street und ihrer Seitenstraßen.