Wer seine Bücher kennt, kennt auch seine Themen: Immer wieder bewortet Johann Voß in seinen Gedichten die Liebe, hier als schwebenden Rausch und dort als Sehnsuchtsort zwischen Lust und Leid. In anderen Versen erklingt die bange Angst um das Wohlergehen von Mutter Erde. Überdies klagen Aphorismen die Militarisierung von Leib und Seele an. Und schließlich, vor dem poetischen Befragen der Wirkungsmöglichkeiten von Poesie, werden die Verbrechen der Nazis damals und heute vor das Wortgericht gestellt. Johann Voß kombiniert viele seiner Gedichte und Lieder mit Großprojektionen von Menschen und Orten. So zeigt er u.a. zum "klagelied vom aschseegrund" das Foto vom See auf dem Feld in Birkenau oder auch zum Gedicht "die luft zum atmen" das von Carola Burggaf gezeichnete Porträt von George Floyd. Einer der großen Reorganisatoren der deutschen Literatur nach dem Zweiten Weltkrieg, Hans Bender, schrieb zur Lyrik von Johann Voß dies:
"Johann Voß beweist mit seinen Gedichten nicht nur seinen Widerstand und Widerspruch zu dem, was ihm in unseren Tagen mißfällt; er bezeugt auch seine Existenz, seine Zuneigung, seine Liebe. Er hat dafür vielfältige Formen; seine Sprache, seine Stimme.“
Johann Voß wurde 1951 als Sohn einer Landarbeiterin und eines Böttchers im ostfriesischen Theene geboren. Nach dem Abitur leistete er Zivildienst in der Altenpflege, anschließend studierte er Germanistik und Sport in Göttingen. Heute lebt er als Autor und Lehrer in Wefensleben in der Nähe der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze.