»Über Verbrechen geht der Weg zur Macht …« – Verdis »Macbeth« aus dem Jahre 1865 ist ein musikalisches Lehrstück über unser von Männern dominiertes Herrschaftssystem, das nicht nur die Welt, sondern zunehmend auch sich selbst zerstört. Vorwärtstreibende Kraft sind die Hexen, die die Mechanismen dieser Herrschafts- und Lebensform herausfordern, um die Männer-Welt zu zerstören. Die Hexen prophezeien Macbeth, dass er König werden wird – und der tut wie erwartet alles, damit diese Prophezeiung wahr wird. Am Ende hat sich das herkömmliche Machtsystem selbst erledigt, die Hexen haben ihr Ziel erreicht. Eine neue, eine andere Welt wäre jetzt denkbar.
Wie in Shakespeares Vorlage stehen auch bei Verdi die Hexen außerhalb der etablierten Machtzirkel und haben ein existentielles Interesse an gesellschaftlicher Veränderung. Hier setzt die Magdeburger »Macbeth«-Inszenierung an und lädt die Kunstgattung Oper mit heutiger Lebenswirklichkeit auf – durch die Hinzufügung eines Sprechchores aus »Magdeburger Hexen«, die ihre Erfahrungen mit Männermacht in den unterschiedlichsten Bereichen öffentlich machen. Die Opernbühne wird so zu einem Spielort, wo heutige Erfahrungen in einen spannenden Dialog treten mit den emotionalen Figurenporträts, die Verdi dem Publikum nahebringt. Das hat es in der Oper so noch nicht gegeben; es ist ein Experiment, um den politischen Komponisten Giuseppe Verdi anlässlich seines 200. Geburtstages zu ehren.