Die stärksten Storys schreibt bekanntlich das Leben. So wie diese um einen latent rassistischen Einfaltspinsel, der in den 60er Jahren als Chauffeur für einen sehr gebildeten, schwarzen Musiker anheuert. Die Tour führt in den tiefsten Süden der USA – und die Abgründe der alltäglichen Diskriminierung. Aus dem ungleichen Duo werden alsbald ziemlich beste Freunde. In diese Freundschaft eingeschlossen wird auch der Zuschauer. Die beiden Helden haben durchaus ihre Ecken und Kanten. Ihrem unheimlichen Charme wird man freilich kaum widerstehen. Ebenso wenig der warmherzigen Botschaft. In zynischen Zeiten von Hass und Häme, werden humanistische, bewegende Filme zu publikumsträchtigen Leuchttürmen auf der Leinwand.
Mahershala Ali (»Moonlight«) verleiht dem sensiblen Pianisten charismatischen Glanz. Derweil Viggo Mortensen als gutherzige Quasselstrippe dem Affen mit sichtlichem Vergnügen reichlich Zucker geben darf. Intellektuell mag das Arbeiterkind aus der Bronx kaum glänzen. Was Haltung und Werte anlangt, stellt er sie alle mit nonchalanter Selbstverständlichkeit in den Schatten: Die bigotten Bonzen in ihren feinen Villen. Die homophoben Cops. Die ehrenwerten Ladenbesitzer mit diskriminierendem Geschäftsmodell. Rasse, Bildung und Klasse sind für Toni keine Hürden. Zumindest keine, die von dem leidenschaftlichen Food-Fan mit einem Kentucky Fried Chicken-Menü nicht überwunden werden könnten.