Wenn de erscht reich bist, und kannst in die Eklipage sitzen, da fragt dich keeMensch nich, wo de's her hast.« – Mutter Wolffen will raus aus dem Klein-Klein der täglichen Plackerei. Sie hat Pläne: den Hauskredit abzahlen, einen neuen Kredit aufnehmen, Ferienwohnungen bauen und damit endlich eine rentable Geldquelle erschließen. Aber dazu bedürfte es natürlich eines gewissen Startkapitals. Hie und da eine kleine Finanzspritze außerhalb der Reihe, dann ließe sich schon eine solide Existenz aufbauen. Und Mutter Wolffen weiß: wer im Leben voran kommen will, darf nicht zimperlich sein. Mit ehrlicher Arbeit allein ist noch niemand reich geworden. Ab und zu einen Rehbock schießen, auch
ohne Jagdschein, oder ein paar Klafter Brennholz umlagern, das kann einem doch ernsthaft niemand ankreiden. Als Mutter Wolffen erfährt, dass der Rentier Krüger einen nagelneuen Biberpelz hat und auch ein Abnehmer bereits bei der Hand ist, tut sich die Gelegenheit auf, endlich einmal einen Schnitt zu machen, der sich lohnt. Aber ein Pelz, der über Nacht den Besitzer wechselt – ist das nicht lupenreiner Diebstahl? Andererseits träfe es mit dem Rentier Krüger ja beileibe keinen Armen. Oder bleibt geklaut immer geklaut, egal unter welchen Umständen? Pfandbon, Büffetbrötchen, Privatkopien, Biberpelz: wo verläuft die Grenze zwischen Kavaliersdelikt und Verbrechen?
»Der Biberpelz«, die »Diebskomödie« über kleinbürgerliche Selbstgerechtigkeit und sozialen Aufstiegswillen, ist Gerhart Hauptmanns meist gespieltes Stück. Regie führt Enrico Stolzenburg, der am Theater Magdeburg u. a. Hans Falladas »Kleiner Mann, was nun?« inszenierte.
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