Sergey Bratkov (geb. 1960) ist bekannt für seine radikal verstörenden und schrillen Fotografien, die hinter der schönen bunten Oberfläche einen schonungslosen Zustandsbericht der Gesellschaft liefern.
Wie andere Mitglieder der „Charkiwer Schule der Fotografie“ hat er in den vergangenen 30 Jahren sein Hauptinteresse auf die soziale Fotografie gelegt. Im Frühjahr 2022 ist der seit 2004 in Moskau lebende Ukrainer nach Berlin emigriert. Sein Nachdenken, das in den letzten Serien vor allem den überholten Klischees der Sowjetzeit sowie dem neuen Habitus des kraftstrotzenden Ostkapitalismus in der Ukraine galt, ist nun von der aktuellen Realität brutal beiseite gewischt worden.
In der Ausstellung zeigt Sergey Bratkov erstmals neue Bildzyklen und Videos, die ab dem Zeitpunkt des Überfalls Russlands auf die Ukraine entstanden sind. Aus dem ironisch beobachtenden Fotografen ist ein fragender Analyst geworden, dessen neue Serien die Schrecken des Krieges in der einstigen Heimat zu verarbeiten suchen, ohne in Hoffnungslosigkeit zu versinken.