Vortrag von Prof. Wolf Ritscher anlässlich der Ausstellung "Die Künstlerinnen Loewenthal"
Nationalsozialistische Täter und Täterinnen: Thesen zu den sozial-psychologischen, ideologischen und soziokulturellen Grundlagen ihres Denkens, Fühlens und Handelns
Im Zentrum der psychologischen Überlegungen über die NS-TäterInnen steht die von Christopher Browning in die Forschung zur Shoah eingebrachte These von den Tätern und Täterinnen als "ganz normalen Männern" und Frauen. Er entwickelte sie anhand der Geschichte des Reserve-Polizeibataillons 101, das zwischen Juni 1942 und November 1943 an der Ermordung von über 80.000 jüdischen Menschen in dem von den Deutschen besetzten und terrorisierten Polen beteiligt war.
Im Rahmen des Vortrages und eines durch ihn angestoßenen Gesprächs sollen einige grundlegende Überlegungen zu den Bedingungen des TäterInnenhandelns diskutiert werden: Ideologie (Faschismus, Totalitarismus, Nationalsozialismus, Rassismus), psychische Struktur (z. B. der von Adorno u.a. beschriebene "autoritäre Charakter") und Faktoren der soziokulturellen Umwelt (z. B. die tiefsitzenden Vorurteile gegen soziale Minderheiten oder die von Milgram beschriebene Verknüpfung von Gehorsamsbereitschaft und autoritär strukturierter Situation).
Zum Abschluss sollten wir uns fragen, inwiefern diese Thesen auch auf die heutigen rechtsextremen Bewegungen angewendet werden können und welche Gefahren von ihnen für unseren Verfassungsstaat und damit die ganze Gesellschaft ausgehen.
🔖 Eintritt frei
⏰ Einlass: 19.00 Uhr
📍Forum Gestaltung | Bühne Schinkel-Vischer-Bau