Die Autorinnen Cornelia Habisch und Regine Sondermann präsentieren Texte zu zwei verschiedenen Zeitebenen in Quedlinburg. Nicht nur wegen der erhaltenen Fachwerkhäuser, sondern auch wegen der über 1000 Jahre währenden Tradition als Regierungsort ist Quedlinburg völlig zurecht Teil des Unesco Welterbes. Umso gravierender ist die Vereinnahmung Quedlinburgs durch die Machthaber im Nationalsozialismus. Cornelia Habisch stellt in der Veranstaltung Texte vor, in welchen die Besetzung dieser historisch und künstlerisch faszinierenden Stadt, im Zentrum steht. Dabei nimmt die Autorin nicht die Täterperspektive ein, sondern nähert sich dem Thema aus der Sicht der Bevölkerung, die nicht gefragt wurde, ob ihre Stadt zu einem völkischen Wallfahrtsort werden sollte. In ihren Texten geht es um Macht, Gewalt und Vereinnahmung, aber auch über Widerständigkeit und Selbstbehauptung.
Regine Sondermann beschäftigt sich mit dem Frauenstift auf dem Schlossberg, das in Ottonischer Zeit gegründet wurde. Bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts residierte dort die Großtante von Katharina II und ihrem Mann Peter III : Maria Elisabeth von Schleswig-Holstein-Gottorf. Sie war die 37. Äbtissin hatte während ihrer 37 Jahre währenden Regierungszeit große Kämpfe auszustehen mit Friedrich Wilhelm I (dem Soldatenkönig). Auch gegenüber dem Kaiser in Wien und dem Magistrat der Stadt, die ebenfalls unter der preußischen Militärpolitik litt, musste sie sich behaupten. Sie schaffte es, dass das von Frauen regierte kayserliche-freie-weltliche Stift Quedlinburg erhalten blieb.