Heimat, Boden, Blut, Nation: Zunächst vorsichtig, bald selbstbewusst, zieht ein „Wir“ Wort um Wort ein längst überwunden geglaubtes Gedankengut aus dem Sumpf der Geschichte. Wer ist dieses hundertfach beschworene „Wir“, dieses Deutsche, dieses Nationale? Als Identitäts- und Heimatmonolog kreist der Text um den Ausschluss des Anderen, des Fremden. Das „Wir“ eignet sich Texte von Hölderlin, Hegel, Heidegger, Fichte, Kleist und der RAF an, verleibt sie sich ein, entstellt sie in ihrem Sinn und verkehrt sie für die eigene Sache. Wolken.Heim, 1988 und somit noch vor der Wiedervereinigung Deutschlands entstanden, ist ein bissiger Kommentar auf die Resistenz nationalsozialistischen Denkens weit über 1945 hinaus. Ein wortgewaltiger, schonungsloser Text, der 2023 bedauerlicherweise nichts an Relevanz eingebüßt hat.
Elfriede Jelinek erhielt 2004 den Nobelpreis für Literatur und ist eine der wichtigsten Stimme im deutschsprachigen Theater.
Florian Hein (*1989 in Halle) inszenierte u. a. an der Berliner Volksbühne, den Theatern Dortmund und Bielefeld und am Residenztheater München.