Feuerwerk und freudiges Anstoßen sind untrügliche Zeichen für das neue Jahr. Vorausgesetzt, man erlebt diese Momente. Und verschläft sie nicht. Mein Freund Fred ist so ein Kandidat. Er schläft immer schon um 22 Uhr. Das hat aber nichts mit Silvester zu tun. Deshalb habe ich ihn bei unserer wöchentlichen Freundebierrunde gefragt, woran er eigentlich das neue Jahr erkennt.
Das neue Jahr erkennt er daran, dass er sich was vornimmt. Am 1. Januar wacht er immer mit dem festen Willen auf, keine Eichhörnchen mehr zu füttern. Was er aber dann doch tut, wenn er diese Kerlchen mit zerzaustem Schwanz silvesterschlapp und bemitleidenswert im Baum hängen sieht. Und wenn sie sich die Bäuche mit seinen Tannenzapfen und Nüssen vollgeschlagen haben, dösen sie undankbar in ihren Höhlen und würdigen ihn mit keinem Blick. Deshalb nimmt er sich jedes Jahr vor, keine Eichhörnchen mehr zu füttern.
Und daran erkennst du das neue Jahr, fragte ich ihn skeptisch. Er brummte ein Ja und meinte gehört zu haben, dass dieses Mal die Eichhörnchen wohl keine Silvesterfeier machen und demzufolge auf‘s Baumhängen verzichten wollen. Es wird schwierig, dann das neue Jahr zu erkennen. Wie ich es denn so halte, fragte er.
Mir drängt sich das neue Jahr immer auf. Ungefragt. Meistens ist es kalt und manchmal bringt es Schnee mit, aber der ist auch kalt. Oftmals habe ich Kopfschmerzen und immer verbrannte Fingerkuppen. Einmal wachte ich Neujahr ohne Schuhe auf. Das verblüffte mich, da ich in der Regel aufwache, ohne einen Schlafanzug anzuhaben, dafür aber Schuhe und meinen Wintermantel. Meistens habe ich auch etwas Heringssalat im Arm. Oder einen Karpfen blau.
Gut, meinte Fred, das kann aber auch Weihnachten passieren.
Nein, das kann es nicht! Weihnachten wache ich nämlich in einem roten Mantel auf. An den Füßen trage ich schwere schwarze Stiefel und in meinem Gesicht klebt ein weißer Wattebart, in dem noch einige Karpfenreste hängen. Und außerdem trage ich Neujahr keine Schlüpfer, die beim Hüftschwingen 50 Sekunden Jingle Bells singen. Fred horchte auf. Wo ich die denn herhabe, fragte er neugierig. Die bekomme ich immer von meiner Lieblingsliebsten zum Geburtstag. Und wann hast Du Geburtstag, bohrte er weiter. Neujahr, antwortete ich ehrlich und brav. Aha, da ham wir‘s doch, rief Fred und säuselte mir tirilierend ein Jingle Bells ins Ohr. Ich wusste, es gibt etwas, woran man das neue Jahr erkennt. (olefünfnull)