
© Wenzel Oschington
Heinz Kunstmarkt in Buckau
Die Kerzen brennen noch und die Blumengestecke an der Johanniskirche halten die schreckliche Amokfahrt auf unserem Weihnachtsmarkt in der öffentlichen Erinnerung. Das eigentliche Leid aber findet im Verborgenen statt, im Privaten, in den Familien.
Über allem aber schwebt die Frage „Wer trägt eine Schuld?“ am Geschehenen. Und dabei ist auch der Veranstalter des Weihnachtsmarktes gemeint. Schon 15 Jahre her und aus dem öffentlichen Bewusstsein nahezu verschwunden ist dabei die Tragödie bei der Love Parade im Juli 2010 in Duisburg. Die dortige Massenpanik mit mehreren Toten hatte in der Folge eine Überarbeitung der Versammlungsstättenverordnung nach sich gezogen. Ziel aller neuformulierten Sicherheitskonzepte war es, Besucher einer Veranstaltung vor Schaden zu bewahren. Seither müssen für Veranstaltungen aber explizit auch verantwortliche Personen benannt werden. Szenarien, bei denen Einzelne gezielt Terror ausüben, aber konnte man sich damals nicht vorstellen. Wie denn auch?
Noch liegt über unserer Stadt frostige Kälte, ziehen sich viele nach drinnen zurück. Aber mit dem Sommer wird die Lust an Veranstaltungen im öffentlichen Raum wieder zunehmen, denn sie sind Teil unserer Lebensfreude. Man denke nur an die federleichte Fête de la musique, das zum Tanzen ermunternde Swing Festival in der Innenstadt, der Heinz Kunstmarkt in Buckau, das Kaiser-Otto-Fest oder das Westerhüser Stadtteilfest „Kultur in den Höfen“. Wird es diese Veranstaltungen in Zukunft noch geben, und wer wird für sie diese Verantwortung übernehmen, denn ein absoluter Schutz gegen perfide Einzeltäter ist einfach nicht möglich. Es geht um nichts weniger als die Frage, ob wir uns unsere liberale offene Lebensweise durch solche Einzeltäter nehmen lassen wollen. Das muss alles neu besprochen werden, insbesondere die Bundespolitik ist jetzt gefragt.