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Dr. Rüdiger Koch und Investor Marc Weiler am Buckauer Bahnhof
Ein paar Schneeflocken wehen noch um die Fassade des Buckauer Bahnhofs, aber es riecht schon nach Frühling, nach Aufbruch. Vom Bahnhofsportal kann man hinüber zum Puppentheater schauen. Die räumliche Nähe ist ein Teil der Faszination für das sogenannte „Quartier p.“
Gut Ding will Weile haben, wer wüsste das besser als Dr. Rüdiger Koch. Seit 2016 entwickelt der frühere Kulturbeigeordnete gemeinsam mit Michael Kempchen, dem langjährigen Intendanten des Puppentheaters, unter dem Projektnamen „Aufbruch“ die Idee dafür. Sie analysierten, wo Hemmnisse bei der Entwicklung der Kunstform des Figurentheaters liegen: „Es wurde deutlich, dass es Bedarf an europäischem Austausch, ein Mangel an Regie im Genre und Mangel im Bereich Figurenbau gibt.“
So ist das künftige „Quartier p.“ eine Weiterentwicklung des Puppentheaters zum Zentrum für europäische Puppenspielkunst. Das 1958 in einer Baracke gegründete Haus mit den heutigen Gebäuden, der 2012 hinzugekommenen villa p. mit ihrer Figurensammlung und dem café p. sollen dem „Quartier p.“ eine Heimat geben. Die Erweiterung zum europäischen Zentrum des Genres eröffnet die Möglichkeit zu Forschung, für Residenzprogramme und lässt mit dem „PuppeLab“ einen Experimentierraum mit einer Infrastruktur für digitale Formate entstehen.
Die Weichen sind gestellt, gerade hat das Land einen Fördermittelbescheid über 371.500 € übergeben. Weitere Förderungen sind zu erwarten. Koch kann gar nicht oft genug betonen, wie einzigartig es ist, was im Bahnhof entsteht: „So etwas gibt es in ganz Mittel- und Westeuropa kein zweites Mal“, sagt er nicht ohne einen gewissen Stolz. Neben dem dort weiterhin beheimateten Musikclub „Ellen Noir“ im linken Flügel des Bahnhofs werden drei Viertel der rund 960 qm Fläche für das „Quartier p.“ zur Verfügung stehen. In Kooperation mit der Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ (Berlin) und der Hochschule für Musik u. Darstellende Kunst Stuttgart (B.-W.) ist die Gründung zweier länderübergreifender Masterstudiengänge geplant: „Regie für Puppentheater“ und „Figurengestaltung“. Der künstlerisch-praktische Studienteil findet im Puppentheater statt.
2027 könnte alles fertig sein. Ein bedeutungsvolles Jahr. 100 Jahre her ist, dass das Puppenspiel bei der Deutschen Theaterausstellung 1927 erstmals den Schritt aus dem Schattenbereich des „fahrenden Volks“ hin zur Anerkennung als eigenständigen Kunstgattung gemacht hat. Einstige Wegbereite wie die Schichtls oder Jutta Balk wären bestimmt stolz auf diese Entwicklung.