
© Engelhardt
Gordon Motsch und Alexander Brieß beim Ortstermin mit der Otto von Guericke eG
Die ersten Triebe sind zwischen den Moosen und Flechten schon zu sehen, überall in der Wand grünt es. Und es summt und hummelt. Alex Bieß und Gordon Motsch sind zufrieden. Unter dem Label Greencode machen die beiden seit einer Weile gemeinsame Sache. Mit ihrem Start up liefern sie „Konzepte, um Technologien und ressourcenschonende Gesamtstrategien in lebenswerte urbane Lebensräume zu übersetzen“. Es geht um Filtration und CO2-Speicherung, darum, wie man mit Luftzirkulation und Wassermanagement den Stadtraum künftig abkühlen kann, denn heiße Sommer und schadstoffbelastete Städte werden in den kommenden Jahrzehnten wohl zur Normalität. Beton und Glasfassaden heizen dabei die Städte auf und unser moderner Lebensstil verschmutzt den Lebensraum. Wie könnten Ansätze sein, um das zu verhindern? Unter dem Titel „Urban Green – Stadtgrün“ haben die beiden schon mehrere Objekte für Magdeburg umgesetzt. Denn begrünte Fassaden beleben und attraktivieren den öffentlichen Raum und erhöhen die Lebens- und Aufenthaltsqualität in Stadtquartieren. Ihr neues Projekt an der Lübecker Straße verbindet erstmals Kunst und vertikale Gärten. Idee und Planung dieses Grünen Reallabors stammen von Bieß. Von Beruf ist er Kybernetiker und Urbanist. Seine Projekte betrachtet er als gezielte Interventionen im öffentlichen Raum, als Innovationstreiber einer nachhaltigeren Stadtgestaltung. Zweiter im Bunde ist Gordon Motsch, der seine Wurzeln im Graffiti hat und sich mit der Firma Strichcode zu den bekanntesten Fassaden-Künstlern der Stadt entwickelt hat. Ihr bereits im letzten Sommer begonnener Vertikalgarten ist zugleich Teil des innovativen Projekts „Das mutige Inge“ der OvG Wohnungsgenossenschaft. Installiert ist er an den Heizhaus-Wänden eines Zehngeschossers. Pro Quadratmeter Dachfläche können im Heizhaus 20 Liter Regenwasser zurückgehalten werden und über eine intelligente Steuerung und das Drainagesystem an die Pflanzen in der Wand abgegeben werden. Das dort verwendete organische Substrat kann nicht nur große Menge Wasser speichern, sondern im Sommer die begrünten Wandbereiche vor starkem Aufheizen bewahren, während sie im Winter einen Isolationseffekt besitzen. Schlussendlich tragen solche Wände zu einem besseren Mikroklima bei. Zu Ende ist das Projekt natürlich nicht: „Unser Vertikalgarten muss gepflegt werden, wie ein normaler Garten“, sagt Motsch.