Zwischen Bücherregalen, einem dudelndem Radio, verschiedenen Bildschirmen und Laptops sitzt Stefan Treffkorn (*1968) und wühlt kurz auf dem Schreibtisch herum, bevor er aufsteht und am anderen Ende des Büros etwas verräumt. „Ich kann nicht warten. Wenn ich da warten muss, dann fange ich woanders was Neues an.“ Im ersten Leben ist er IT-Mitarbeiter in der Bibliothek an der Hochschule Magdeburg-Stendal. Seine Frau arbeitet ebenfalls dort; zwei seiner drei Kinder studieren an den zwei Campus in Magdeburg und Stendal.
In seinem zweiten Leben ist Treffkorn seit knapp sieben Jahren im Bereich Special Effects an den Sets von Produktionen wie „Babylon Berlin“ (seit 2017), dem deutschen Netflix-Welthit „Dark“ (2020) oder auch am Set des Kinohits „Die Tribute von Panem – The Ballad of Songbirds & Snakes“ (2023) unterwegs. Er hat auch Termine für kommende und ganz aktuelle Großproduktionen im Kalender zu stehen, darf aber in der Regel nicht drüber reden – wie üblich in der Branche.
Als Teil des Special-Effects-Teams präpariert er unter anderem Autos, damit sie vor laufender Kamera möglichst spektakulär explodieren und abbrennen können. „So’n Auto explodiert ja eigentlich nicht einfach so“, schmunzelt der Pyrotechniker & Waffenmeister. Was im Film dann spektakuläre 10 Sekunden dauert, frisst eine Vorbereitungszeit von circa 14 Stunden. Selbst wenn es eine Nummer kleiner sein darf und „nur“ Einschüsse amAuto simuliert werden sollen, werkeln Treffkorn und andere Effektprofis vier bis fünf Stunden daran herum.

© privat
Präpariertes Auto für Übungssimulation
Zeit spielt bei diesem Job überhaupt eine große Rolle, auch abseits der langen Drehtage, die teilweise 12 bis 16 Stunden dauern. Als Teil eines Filmteams „bist Du ein Vagabund“, mit einem Leben zwischen Hotelzimmer und Filmset. Das sei mit Familienleben im Zweifelsfall nur bedingt vereinbar – ein Grund dafür, dass Treffkorn als Freelancer nicht in Vollzeit an Filmsets unterwegs, sondern für Effektfirmen wie SDL SFX und SFX Department bisweilen sehr gezielt Drehblöcke aussucht, „die mich dann auch reizen.“ Zu diesen Aufträgen nimmt er seit einiger Zeit einen Assistenten mit, Julien Arzberger, und führt damit quasi die nächste Generation an die SFX-Arbeit heran. Jungen Menschen, die sich für diese Art Arbeit beim Film interessieren, also Pyrotechnik & SFX-Arbeit, rät er vorher vielleicht schon eine Berufsausbildung mit handwerklichem Schwerpunkt zu absolvieren.
Stefan Treffkorns Effekt-Arbeit endet nicht am Filmset. Mit „ArtPyro – fireworks-events“ kümmert sich der staatlich geprüfte Pyrotechniker darüber hinaus um Groß- und Bühnenfeuerwerk. „Wir schulen aber auch im sicheren Umgang mit Feuerwerk.“ Welche Produktion als nächstes ansteht? „Darf ich nicht sagen.“ Aber bestimmt lässt er es krachen.