© Vivien Pütel
Anton witzelt über seine Ossi-Eltern
Die Bühne ist kaum größer als ein Wohnzimmerteppich, das Licht grell und direkt. Auf den klapprigen Barhockern wartet das Publikum auf den nächsten Witz, der über die Stränge schlägt. Da erhebt sich eine Stimme, die noch nicht viele kennen, die aber umso mehr zum Lachen bringt. Kein Promi, kein Fernsehgesicht – einfach ein junger Typ mit Mikro und trockener Beobachtungsgabe. Willkommen in der Welt der Comedy-Szene, in der Anton Winkler gerade seine ersten Schritte macht. Und dabei erstaunlich treffsicher landet.
„Ich wollte am liebsten schon mit 16 auf die Bühne, hatte aber erst mit 21 die Eier.“ Anton ist quasi mit Mario-Barth-CDs aufgewachsen. „Ich hab mit dem das Sprechen gelernt, das ist dann halt einfach so kleben geblieben.“ Eigentlich stammt er aus Aschersleben und studiert Journalismus an der Hochschule MD-Stendal. Trotz Nebenjob rollt er mindestens zwei mal pro Woche mit der Regionalbahn nach Leipzig, um im Karli Comedy Club aufzutreten. „Leipzig ist halt einfach die einzige Stadt in der Nähe, die derzeit ‘ne Comedy-Szene hat“, erklärt Anton. Hier gibt es sieben Tage die Woche ein Open Mic und die Chance, sich zu beweisen.
In seinem aktuellen Stand-up-Programm spielt er mit ostdeutschen Klischees – und reizt sie bis zum Äußersten aus. Besonders auffällig: Seine Gags über „Ossis“ und Drogensüchtige sorgen für ebenso viel Gelächter wie Stirnrunzeln. Was ihn ausmacht? Authentizität. Anton spielt keine Rolle, er ist die Rolle: Ossi, Student, Ex-Angeklagter. Seine Pointen kommen schnell, oft trocken – aber nie ohne Herz. Er kennt die Realität, über die er spricht. Und das macht seine Witze umso wirkungsvoller. Seine Gabe, das Publikum miteinzubeziehen, belebt das Programm und sorgt für gute Stimmung. Auch im „Flower Power“ ist Anton schon aufgetreten, doch für ihn ist die aktuelle Szene in Magdeburg noch ausbaufähig.
