Der Tag ist tief ins Gedächtnis unserer Stadt gebrannt. 70 Jahre ist es her, dass am 16. Januar 1945 um 21:28 Uhr die Luftschutzsirenen zu heulen begannen. Nicht zum ersten Mal war Magdeburg damals Ziel eines Alliierten Luftangriffs. Schon vormittags hatte die US Air Force einen Tagangriff auf die Industrieanlagen im Norden der Stadt geflogen. Zu dieser Zeit liefen aber bereits die Vorbereitungen der britischen Royal Air Force für einen Nachtangriff. Die schwach gewordene Luftabwehr Hitlerdeutschlands war über das Angriffsziel lange im Unklaren, viel zu spät wurde Magdeburg als Angriffsziel erkannt. So waren die ersten Flugzeuge längst über der Stadt, als die Sirenen losgingen. Und diese Angriffe liefen mit einer furchtbaren Präzision ab.

© Stadtarchiv
Stadtbild
u.a. mit Ulrichskirche nach Zerstörung vom 16. Januar 1945
Fünf Minuten vor Beginn des Angriffs werfen "Pfadfinder" Stanniolstreifen ab, die das Radar der Flugabwehr unbrauchbar macht. Um 21:28 Uhr folgt der Masterbomber und vier weitere Flugzeuge die Sichtmarkierungen absetzen, um das Angriffsziel abzustecken. Die folgenden Magnesiumbomben (Weihnachtsbäume) tauchen das Angriffsareal der Altstadt in grelles Licht. Dann beginnt der Bombenangriff.
In einer ersten Angriffswelle detonieren Luftminen, die die Dächer der Stadt abdecken. Danach wird in mehreren Angriffswellen die Hauptlast abgeworfen: 25.000 kleine Stabbrandbomben und 5000 Phosphorbomben, die in die abgedeckten Häuser hineinstürzen. In der Folge frisst sich ein Feuersturm durch die Straßen der Altstadt. Straßenbahnschienen verbiegen sich in der Hitze, selbst der Asphalt auf den Straßen brennt.
39 Minuten dauert der Angriff. Erst am nächsten Tag wird das Ausmaß der Zerstörung deutlich. Ein 8 qkm großes Gebiet der Altstadt wurde nahezu vollständig in Schutt und Asche gelegt. Noch tagelang brannte es in der Stadt. Mehrfach getroffen, aber im wesentlichen unbeschädigt, ragte der Dom aus diesem Trümmermeer.
Die Domglocken sind es auch, die an jedem 16. Januar um 21:28 Uhr zusammen mit den anderen Glocken der verbliebenen Stadtkirchen läuten. Sie erinnern uns an den 70. Jahrestag der Zerstörung unserer Stadt, vor allem aber an den Gräuel des 2. Weltkrieges, der einst von Deutschland ausging.
Glockenläuten, 16. Januar, 21:28 Uhr, 10 Minuten, Doms und andere Stadtkirchen