
© Engelhardt
Dom und alte Staatsbank
Wer die alte Staatsbank, diesen trutzig gemauerten Klotz am Breiten Weg umläuft, wandelt auf historisch bedeutsamem Boden. Über 1000 Jahre ist es her, dass Kaiser Otto der Große hier am Ort seiner Lieblingspfalz das Erzbistum Magdeburg gründete, einen ersten ottonischen Dom bauen ließ und so entscheidend dazu beitrug, dass Magdeburg zur der nach Köln bedeutendsten deutschen Stadt des Mittelalters aufstieg – ein Machtzentrum von europäischem Rang.
Spätestens mit den ab 2001 gezeigten Großausstellungen zu den Ottonen werden sich Magdeburg und seine Bewohner dieser einstigen Bedeutung wieder bewusst. Dazu kam die über 15 Jahre laufende archäologische Grabungskampagne im heutigen gotischen Dom, bei der immer wieder europaweit beachtete, archäologischer Funde gemacht wurden, die die historische Bedeutung der Magdeburger Kathedrale widerspiegeln.
Die Summe dieser Funde rief schließlich geradezu danach, sie im Rahmen eines Dommuseums dauerhaft sichtbar zu machen. Dafür bot sich die leerstehende Staatsbank unmittelbar vor den Westtürmen an. Zunächst hatte das Land geplant, das Gebäude erwerben zu wollen und ein landesfinanziertes Museum für die Aufbewahrung und Ausstellung der Grabungsfunde einzurichten. Ein Kabinettsbeschluss lag vor, 2013 ließ es diesen Plan mit Verweis auf die enge Haushaltslage überraschend fallen. Als Reaktion für diesen Affront erwarb die Landeshauptstadt Magdeburg per Stadtratsbeschluss die Immobilie, um sie für diesen Zweck zu sichern.
Eineinhalb Jahre später legt man nun ein Konzept vor, wie das Dommuseum in städtischer Eigenregie, aber in enger Kooperation mit dem Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie und der Stiftung Dome Schlösser in Sachsen-Anhalt geführt werden kann. Das denkmalgeschützte Gebäude ging im letzten Jahr per Kauf an die Städtische Wohnungsbaugesellschaft über, die, schon lange Richtung Innenstadt strebend, im Dachgeschoß des Baus ihre künftige Hauptverwaltung einrichten wird. Eine glückliche Fügung. Im Erdgeschoß stehen dann 2000 qm zur Verfügung, die museal genutzt werden können. Hauptausstellungsfläche ist dabei die von zwei Säulenreihen dominierte ehemalige Schalterhalle. Den im letzten Herbst ausgerufenen Ideenwettbewerb für die Gestaltung der Ausstellung gewann das renommierte Züricher Büro Holzer Kobler, die unter anderem mit dem Alpinarium Galtür oder der auf einem Bergrücken „schwebenden“ Arche Nebra für Aufsehen gesorgt haben.
Das nun entstehende Themenmuseum gehört dann als Außenstelle zum Kulturhistorischen Museum und soll „die kirchlichen Großbauten auf dem Domplatz im 10. Jahrhundert, Kaiser Otto den Großen und Königin Editha sowie ihre Grablegen und die Bedeutung des Erzbistums Magdeburg im Heiligen Römischen Reich bis zum Ende des Mittelalters beleuchten“, wie es dort heißt.
Drei Schwerpunkte wird das Museum haben. Zum Ersten geht es um die Herrschergrablege. Im Mittelpunkt werden dazu die Beigaben aus dem 2009 entdeckten Editha-Grab stehen. Dabei spielen Textilien, die in Fragmenten erhalten geblieben sind, eine wichtige Rolle. Auch der bleierne Umbettungssarg aus dem 16. Jahrhundert wird gezeigt.Zum Zweiten werden die Magdeburger Erzbischöfe zu einem Schwerpunkt. Das (vermutliche) Wichmann-Grab aus dem
12. Jahrhundert war 2010 geöffnet worden. Museumsleiterin Gabriele Köster: „Mit den Funden aus diesem Grab können wir die europäische Dimension des Aktionskreises der Magdeburger Erzbischöfe dokumentieren.“ Das Bischofsgewand und die Schuhe bestehen aus fein gewirkten italienischen Seidenstoffen. Die Ausstattung unterstreicht Erzbischof Wichmanns Bedeutung als einer der einflussreichsten Kirchenfürsten seiner Zeit. Zum dritten Schwerpunkt wird der Wandel des Domplatzes im Laufe der Jahrhunderte. Das künftige Dommuseum wird seinen Eingang übrigens zum Kastanienhain auf der Nordseite erhalten. Wenn alles planmäßig gelingt, kann 2018 die Eröffnung gefeiert werden.