9. Tag
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5:40 Uhr, ein Hahn kräht, kurz darauf steigen zwei Hunde in den Gesang ein und als dann noch eine schallende Lautsprecheransage mit einstimmt, ist das Wecksignal perfekt. Diese Lautsprecher hängen hier entlang der Straße und zumindest gestern zu 17 Uhr wurden dort wohl auch die Nachrichten durchgesagt. Interessiert hat sich indes niemand dafür.
Punkt 7:37 Uhr starten wir, nüchtern, so wie wir es mittlerweile gewohnt sind. Zu Essen gibt es entlang der Straße aber immer etwas. Mit uns startet eine Schweizerin, sie ist ebenso mit dem Rad unterwegs, es hat einen Riemenantrieb und Nabenschaltung. Sie ist alleine unterwegs, ...Hut ab.
Ich darf hinten fahren ... Bilder machen und muss mich dafür dann immer wieder zur Gruppe zurückkämpfen. Ich nutze für die Bilder mein Handy, Stephan seine Kamera. Seine Bilder erkennt ihr an der besseren Qualität:-).
Saigon stadteinwärts führt uns eine dreispurige Straße, dazu noch ein drei Meter Standstreifen, auf dem sich die Mopeds duellieren. Entlang der Straße ist es mitunter irre laut, es wird dauergehupt, geflext gehämmert, geschweißt. Ein LKW mit zerfetztem Reifen überholt uns, ein Container auf dem nächsten Truck wird nur noch von umlaufendem Stahlketten gehalten, alles normal hier. Die LKWs machen beim blinken "düdeldüd....düdeldüd..., wäre auch bei uns nicht schlecht für die Rechtsabbieger. Auch große deutsche PKW mit Stern sind vereinzelt anzutreffen.
Die Hauptstraße ist in der Fahrbahnmitte mit Betonpollern getrennt, wohl um etwas mehr Ordnung in den Verkehrsfluss zu bekommen. Allerdings ist die Sperre nur alle paar Kilometer mal mit einer Lücke zum Abbiegen oder für den Seitenwechsel unterbrochen. So werden kurzerhand viele Vietnamesen einfach für einige Meter oder Kilometer zu Geisterfahrern, wenn sie nämlich in die andere Richtung wollen. Denn erstmal in die richtige Richtung zu fahren und dann vielleicht nach 3 km zu wenden, darauf kommt hier niemand ... dennoch, Unfälle haben wir bislang noch nicht gesehen. Überhaupt wohnen hier irgendwie alle entlang der Straßen, biegt man von dieser ab, steht man schnell nur noch auf einer Sandpiste. So lässt sich auch nie ein richtiger Ortsein- oder ausgang definieren.
An den Ampeln gibt es einen Countdown. Wie ich finde eine gute Sache. Man sollte aber keinesfalls noch beim Umspringen der Ampel auf rot weiterfahren, denn der Gegenverkehr startet bei noch 2 ...3 Sekunden dieses Countdowns. Oder man fährt einfach doch, wird schon gut gehen. Schließlich fahren alle einfach immer mit Hupsignal um alles herum, nur Anhalten wird gefährlich. Ein riesen Durcheinander, das dennoch funktioniert. Selbst einfach durch einen stark befahrenen Kreisverkehr ohne zu gucken und ohne zu bremsen durchzufahren funktioniert. Ich habs probiert :-) .
Fazit, irrer Verkehr und nur hartgesottenen und versierten Fahrradfahrern empfohlen.
Nach 58 Kilometern gibt es endlich Frühstück. Neben mir döst ein Mann in einer Hängematte und lässt sich von dem Krach nicht stören. Die Frauen dagegen sind alle am arbeiten. Gegenüber ist eine Baustelle, einer arbeitet, fünf andere Männer gucken hockend zu.
Weiter auf dem Rad nimmt der Verkehr wieder ordentlich zu. Immer mehr PKWs versuchen nun die Mopeds wegzuhupen. Ich hab mir mal wieder einen platten Reifen gefahren, alle sind froh, können sie doch den Stopp für ein Melonenwettessen nutzen.
Mal etwas zur vietnamesischen Sprache
... einfach mal "Kaffee" für das vietnamesische Wort "cà phê" beim Bestellen zu sagen, wird mit fragendem Gesichtsausdruck quittiert. Dazu muss man wissen, vietnamesisch ist eine tonale Sprache. Es gibt wohl 6 verschiedene Töne und auch die Tonlänge sei entscheidend.
Die Höhe und der Verlauf der Tonhöhe bei der Aussprache einer Silbe ist daher bedeutungsunterscheidend. Dies bedeutet, dass eine falsche Aussprache des Tones sinnentstellend wirkt. Oder kurz: So sehr wir uns auch bemühen z.b. einen Kaffee "cà phê" zu bestellen...man versteht uns einfach nicht. Aber Bildsprache oder einfach ein kurzer Gang in die Gastgeberküche mit Fingerzeig auf die kleinen Kaffeefilter aus Aluminium und man weiß lächelnd um unser Begehr. Serviert wird er übrigens in seiner einfachsten Form aus grobgemahlenem, dunkel geröstetem, vietnamesischem Kaffee mit einem kleinen Aluminiumfilter. "Cà phê đá" mit Eis serviert im Glas oder mit gezuckerter Milch ... ein einmaliger Geschmack.....am ehesten zu beschreiben mit einem dickflüssigen, eiskalten, schokoladigen Mokka. Muss man auch als Teetrinker mal probiert haben.
Englisch ist unterwegs nicht sehr verbreitet, oftmals dolmetschen daher stolz hinzugezogene Kinder und können so vom Schulwissen profitieren (Celina, Tom ;-)). In den Hotels reicht das Englisch der Vietnamesen für die nötigste Kommunikation hingegen aus.
Ho-Chi-Minh-Stadt
(früher bekannt als Saigon) ist eine sehr energetische Stadt, bekannt für ihre zentrale Rolle im Vietnamkrieg. Wohl an die 10 Millionen Menschen leben hier. Sie ist aber auch bekannt für ihre Wahrzeichen aus der französischen Kolonialzeit, wie die Notre-Dame-Basilika, die ausschließlich aus von Frankreich importierten Materialien besteht, und das Hauptpostamt aus dem 19. Jahrhundert. 13:30 Uhr stehen wir vor diesen Bauwerken und gönnen uns nach 110km ein erfrischendes Bier. Eine Regenhusche sorgt auch im Umfeld für Abkühlung.
Ein Hotel wird online gebucht, Postkarten werden geschrieben und weiter geht es zum Kriegsmuseum. Schwere Kost erwartet einen hier. Ohne Kloß im Hals kommt man hier nicht durch, mehr möchte ich dazu lieber nicht ausführen. Umso bemerkenswerter, wenn uns weißen Langnasen tagtäglich durchweg fröhlich, freundlich und hilfsbereit begegnet wird.
Abends erwartet uns noch ein kurzer Abstecher in die kulinarische Vielfalt Saigons.
Ein Mopedfahrer hält neben uns, ob wir Koks kaufen wollen oder er uns zum "bumbum" fahren soll. Wir haben genug für heute und gehen ins Bett. Morgen erreichen wir die Grenze zu Cambodia!