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Capoeira
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Capoeira
Aus der Sporthalle dringen rhythmische Klänge und Gesang. Drinnen bilden die Musiker einen Kreis. Alle klatschen, singen mit und treiben die beiden im Kreis an, sich in geschmeidigen Bewegungen umeinander zu bewegen. Die Szene ist voll mitreißender Dynamik und wirkt eher wie ein grotesker Tanz, als wie ein Kampf. Genau das ist die Besonderheit des Kampfsports Capoeira.„Beim Capoeira geht es nicht nur um Verteidigung, sondern auch um Musik, Akrobatik und Geschicklichkeit“ sagt Trainer Peter Nyari mit Blick auf die zwei „Kämpfenden“ im Kreis. Die beiden Capoeirista stehen im Dialog miteinander, ihre Körper sind immer in Bewegung. Es gilt, den Angriffen nur auszuweichen, sie nicht zu blocken. Auf den Ginga – der Grundschritt der Capoeira – baut alles auf. Es gibt Schläge, Würfe, Beinscheren, aber genauso Ausweichbewegungen und Finten. Fortgeschrittene beherrschen den Aú sem Mão, den Radschlag ohne Hände, oder den Meia Lua de Frente, den „Halbmond von vorn“.Capoeira hat seinen Ursprung im afrikanischen NíGolo und wurde von den Sklaven in Brasilien praktiziert und weiterentwickelt. Neben der Beweglichkeit spielen Spiritualität und die Texte der Musik eine zentrale Rolle. Die Liedtexte, sagen die Capoeirista schulen die Gedanken gleichzeitig mit. Harald Kästner ist Trainer und sieht im Capoeira auch den Sozialaspekt: „Man lernt durch den Sport selbstbewusst zu sein, denn man muss sich integrieren und auch mit Niederlagen umgehen können. Das Wir-Gefühl in der Gruppe ist sehr stark ausgeprägt.“Ursprünglich war Capoeira ein Kursangebot des Sportzentrums an der OvGU. Die Nachfrage stieg aber mit jedem Semester und so gründete Nyari mit anderen Capoeirista zusammen den Verein UNICAR in Magdeburg. In einer Kindergruppe werden auch die Jüngsten an den Sport herangeführt. „Dabei geht es vor allem erst einmal um Bewegung und Spaß“ sagt Kindertrainer Martin Eschner.In diesem Jahr wird in Magdeburg zum ersten Mal die traditionelle „Feuertaufe“ – die Batizado – für alle Anfänger im Capoeira stattfinden. Auch Fortgeschrittene können ihre Prüfung für die nächste Kordel ablegen. Die verschiedenen Farben der Kordeln zeigen, wie weit der Schüler fortgeschritten ist.Es gibt keine Wettkämpfe im Capoeira, dafür ist es zu vielschichtig. Es geht mehr um die koordinativen Ansprüche an den eigenen Körper. Was den Sport am besten beschreibt? Nyaris Antwort darauf ist klar: „Capoeira ist wie das Leben – wenn es dich auf den Boden wirft, dann hilft dir Capoeira wieder aufzustehen.“
1. Batizado e Troca de Cordas, Capoeira UNICAR, 31.10. bis 2.11., Sporthalle 3 Uni-Campus