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Der Stadtläufer
Knapp ein Jahr nach dem Anschlag auf dem Magdeburger Weihnachtsmarkt beginnt dieser Tage das Verfahren gegen den Attentäter, in dessen Ergebnis Taleb Al Abdulmohsen vermutlich zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe mit anschließender Sicherheitsverwahrung verurteilt werden wird. Das ist um so wahrscheinlicher, als er die Tat ja nicht nur nicht leugnet, sondern in einem Brief an die Staatsanwaltschaft sogar gerechtfertigt hat. Und mehr noch: dass er sie wiederholen würde, wenn er eine Zeitmaschine hätte, die ihn zum Tatabend zurückbringen könnte.
Dass dennoch ein langwieriges Verfahren nötig ist, für das zudem eigens ein 2.000 Quadratmeter großer Gerichtssaal errichtet werden musste, stößt allgemein auf viel Unverständnis und Empörung. Der gesunde Menschenverstand sträubt sich dagegen, dass diese rechtsstaatlichen Normen auch in einem so offensichtlichen Fall gelten, aber anders ist ein Rechtsstaat nun einmal nicht zu haben.
Der gesunde Menschenverstand kann auch nicht begreifen, wie ein Mann, der ganz offensichtlich geisteskrank ist, wie es der Volksmund vereinfachend nennen würde, der obendrein als aggressiv und gewaltbereit aufgefallen war, als Facharzt für Psychiatrie arbeiten konnte – und das auch noch im Maßregelvollzug. Und wenn man dann noch weiß, dass seine fachlichen Defizite sowie sein mangelnder Arbeitseifer von seinen ärztlichen Kollegen schon seit mehr als zehn Jahren mehrfach offiziell beklagt wurden, kommt man aus dem Kopfschütteln endgültig nicht mehr heraus. Die Klinikleitung hat erklärt, dass all diese Auffälligkeiten nicht ausgereicht hätten, um eine Kündigung auszusprechen, die man stattdessen aber wegen der hohen Zahl seiner Krankheitstage erwogen habe. Diese wiederum hatte er damit begründet, dass er sich vom saudischen Geheimdienst verfolgt fühle und deshalb „Erdbeben im Kopf“ habe, die eine veritable „Wut“ in ihm auslösten. Er befände sich „im Krieg“.
Obwohl er derart geeignet scheint, Verschwörungstheoretikern und islamophoben Agitatoren Futter zu liefern, tun sich auch diese mit ihm schwer, da er selbst islamophob ist und die moderate deutsche Asylpolitik heftiger kritisiert als die AfD.
Ob er schuldfähig ist, steht noch nicht fest, aber das vorläufige Gutachten konnte keine Anzeichen für eine verminderte Schuldfähigkeit erkennen.
So oder so wird er lebenslang hinter Gittern bleiben (wenn er nicht doch noch die ersehnte Zeitmaschine erhält). Und darüber sollte er froh sein, denn da nun auch noch ein Schreiben öffentlich wurde, in dem er seiner Chefin mitteilte, zur der Überzeugung gelangt zu sein, dass der „Prophet Mohammed homosexuell“ gewesen sei, würde er eine vorzeitige Haftentlassung zweifellos nicht lange überleben.
Fußnote: Elton John ist davon überzeugt, dass auch Jesus schwul war, aber das ist ein anderer Prophet, eine andere Religion und eine andere Geschichte.
