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Der Stadtläufer
Gute Buchführung, wer kennt es nicht, muss gelernt sein. Wenn sich Rechnungen türmen, muss Überblick gewahrt sein. Zu den wichtigsten Grundsätzen gehören: die Geschäftsbücher müssen übersichtlich sein; keine Buchung darf ohne Beleg stattfinden. Bisweilen eine Mammutaufgabe für jeden Einzelnen, aber eigentlich kein Hexenwerk für die erprobte Magdeburger Stadtverwaltung, deren Chefin, Simone Borris, gerade den Haushaltsentwurf 2024 vorgelegt hat.
Insgesamt wird der Haushalt knapp über eine Milliarde Euro schwer sein. Problem: Ein Fehlbetrag von rund 31,5 Mio. Euro. Ein Haushaltsloch dieser Höhe wäre wohl für die meisten der totale Bankrott – außer man verdient so viel wie, sagen wir, Bundestrainer Julian Nagelsmann. Der soll mit knapp fünf Mio. Euro nach Hause gehen. Nagelsmann könnte die Summe also in ein paar Jahren abstottern. Doch wie sieht‘s mit der Stadt aus? Wichtiger noch: Woher kommt das Defizit im Stadtsäckle?
Für Betongold gibt es genug Geld. Etwa 207 Millionen Euro für die neue Strombrücke, die damit mehr Geld fressen wird als der unseelige Tunnel, der mit 37 Mio. Euro veranschlagt, am Ende mit 198 Mio. zu Buche schlug. Oder die Stadthalle: Aus 70 Mio. werden – zack, zack – 92 Mio. Allein hier 22 Mio. Mehrbedarf! Wem solche Summen zu abstrakt sind, dem bietet der Haushaltsentwurf zwei griffigere Positionen: Der Eintritt in Museen und Schwimmbäder soll steigen, der Geschwisterrabatt für Kita-Kinder gesenkt werden. Soziale Entlastungen werden damit gestrichen. An solchen Positionen zu schrauben (obwohl die Sozialausgaben insgesamt auf 45 % der Gesamtausgaben gestiegen sind), in dieser Zeit, wo viele Menschen nicht mehr wissen, ob sie den Kühlschrank füllen oder die Wohnung heizen sollen, das ist einfach unsozial.
Die Fakten: In Magdeburg lebt jedes vierte Kind und jeder dritte Student in Armut. Ein Sozialfonds für alle akut von Armut Betroffenen wurde schon im letzten Jahr gefordert. Am 17. Oktober ist der internationale Tag gegen Armut. Anwohner aus Buckau und Südost rufen an dem Tag dazu auf, Spenden für den Umsonstladen in Salbke abzugeben. Die Spenden werden am Nachmittag auf dem Thiemplatz gesammelt. Es sind Hilfsaktionen, die etwas bewegen, wenn sonst immer weniger geholfen wird.