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Der Stadtläufer
„Viele junge Leute, Universität, viele Studenten, nette Menschen, tolle Gebäude, historische Gebäude – ich finde das herrlich schön.“ Nein, die Rede ist nicht von Rom oder Barcelona, sondern von Magdeburg. Und das Zitat stammt auch nicht von Simone Borris oder Wigbert Schwenke, sondern von keinem geringeren als Schlager-Legende Roberto Blanco. Und er fügt hinzu: „Ich bin verliebt in Magdeburg.“ Denn: „Ich sehe eine wunderschöne Stadt. Magdeburg hat internationales Flair.“ Und so lange man auch wartet, weil man mit einer Pointe rechnet – nein, er setzt nicht mit seinem legendären Grinsen „Ein bisschen Spaß muss sein“ hinzu.
Damit muss im Stadtrat nun endgültig darüber nachgedacht werden, Roberto Blanco zum Ehrenbürger Magdeburgs zu ernennen, denn schon im September 2020 hatte er bekanntlich die große heimische Kunstmesse „Kunst/Mitte“ im AMO zu einem triumphalen Erfolg geführt, indem er sie eröffnete. Und damit nicht gleich wieder genörgelt wird, dass es auf der Liste der Ehrenbürger zu wenige Frauen gibt, könnte man seiner Gattin Luzandra in einem Abwasch die gleiche Ehre widerfahren lassen. Denn diese ist schließlich seit Beginn dieses Jahres Künstlerische Leiterin und Markenbotschafterin der „Grünen Zitadelle“ und will sich dabei so richtig ins Zeug legen: Sie beabsichtigt, fortan einmal monatlich in Magdeburg zu sein, obwohl die beiden Exil-Kubaner auch noch Wohnsitze auf Mallorca und am Bodensee besitzen. Sie weist zwar außer der Tatsache, dass sie die Managerin ihres Mannes ist (eine Berufung, der vermutlich kein langer Auswahlprozess voranging), keinerlei Meriten auf, die sie für dieses Amt qualifizieren, aber das hat ihren Gemahl ja auch nicht davon abgehalten, eine Kunstmesse zu eröffnen.
Die Überlegung, nach Magdeburg zu ziehen, haben die beiden zwar „vorerst“ verworfen, aber wenn ihnen klar wird, welche Ehre ihnen winkt, werden sie sich das vermutlich noch mal überlegen. Und wenn man sie dann nach dem Grund dieses Sinneswandels fragt, wird Roberto mit all seinem Charme und einem lässigen Achselzucken „Heute so, morgen so“ sagen und damit an seinen größten Hit erinnern, der es 1969 immerhin auf Platz 10 der deutschen Singlecharts gebracht hat. („Ein bisschen Spaß muss sein“ kam lediglich auf Platz 15.)
Eine weitere Bedingung wäre freilich, dass er sich öffentlich von seinem Song „Samba si! Arbeit no!“ aus dem Jahr 1979 distanziert, denn eine solche Haltung ist in der angespannten wirtschaftlichen Situation unseres Gemeinwesens nicht mehr zeitgemäß – und leistet überdies ausländerfeindlichen Ressentiments Vorschub.
Ist all das erfüllt, sollte der Weg zur Ehrenbürgerwürde frei sein – und warum sollte der kunstaffine Roberto nicht Modell für eine moderne Mauritius-Statue stehen, ja unseren Stadtheiligen, dessen Existenz historisch ja ohnehin höchst umstritten ist, nicht schlechterdings ablösen? Dom St. Roberto und Katharina – warum denn nicht?