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Phillipp Schmidt berichtet in Chemnitz von den neuen Free-Open-Air Flächen im Rahmen des Projektes Engineering a City of Music
Da trafen Vertreter der Freien Kulturszenen aus Hildesheim, Nürnberg, Zittau, Chemnitz und Magdeburg wieder zusammen. Unter ihnen auch eine Delegation des Netzwerks Freie Kultur e.V. aus Magdeburg. Drei Tage lang diskutierten sie im Rahmen der Konferenz „Chemnitz Calling“ über die Entwicklungen in ihren Städten und über die Zukunft der Freien Kultur in Deutschland.
Die Bewerbungen um den Titel „Kulturhauptstadt Europas 2025“ haben die freien Szenen dieser Städte einst miteinander verbunden. Alle Bewerberstädte mussten damals eine langfristige Kulturstrategie erarbeiten – und genau diese Strategien bildeten nun die Grundlage für den Vergleich: Wie haben sich die Städte seitdem entwickelt? Welche Ziele wurden umgesetzt – und welche warten noch auf politische Entscheidung?
In Magdeburg ist in der „Kulturstrategie 2030“ ausdrücklich festgehalten, dass eine Budgetquote für die Freie Szene eingeführt werden soll. Unklar blieb bisher, wie hoch diese ausfallen sollte. Der Vergleich mit anderen Städten brachte nun neue Orientierung: In Chemnitz liegt der Anteil der Freien Kultur am gesamten Kulturetat bei rund 6,8 Prozent, in Magdeburg hingegen nur bei 2,8 Prozent. Das Fazit der Magdeburger Delegation ist eindeutig: 2,8 Prozent sind zu wenig.
Das Netzwerk Freie Kultur e.V. schlägt daher vor, den Anteil bis 2030 auf 5 Prozent zu erhöhen – schrittweise und ohne Einschnitte bei den städtischen Einrichtungen. „Mit derzeit 2,8 % des Kulturbudgets für die Freie Kultur liegen wir weit abgeschlagen im Städtevergleich. Wir könnten bis 2030 auf 5 % kommen, ohne jemandem etwas wegzunehmen“, sagt Herbert Beesten, Mitglied im Netzwerk Freie Kultur e.V. und Mitorganisator der Konferenz in Chemnitz.
Neben Fragen der Finanzierung ging es auf der Tagung auch um den gesellschaftlichen Wert der Freien Kultur. Diese sei, so der Chemnitzer Appell, der aus der Konferenz hervorging, ein entscheidendes Mittel, um Demokratie, Teilhabe und gesellschaftlichen Zusammenhalt zu stärken. Denn wo nicht-staatliche Kulturarbeit gefördert wird, wächst Bürger:innenkultur – und mit ihr das Vertrauen, dass Jede und Jeder Teil einer lebendigen Stadtgesellschaft sein kann. Mehr Mittel für die Freie Kultur bedeuten damit auch: mehr Zusammenhalt, mehr Miteinander, mehr Zukunft.

