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Schubert in Love
Schubert in Love
Wie kein zweiter Komiker jongliert Olaf Schubert mit der deutschen Sprache und hat sich so in den Olymp des Spaßmachens katapultiert. Ein Interview über seinen ersten Kinofilm "Schubert in Love"
Herr Schubert, Sie sind TV- und Bühnenstar, Vollblutmusiker, Erfolgsautor. Und nun auch noch Kino. Gönnen Sie Anderen nicht auch mal ihre 15 Minuten Ruhm oder sind Sie Workaholic? Weder noch. Kino ist im Endeffekt Freizeit. Das macht sich ja fast von alleine. Man muss sich nur vor die Kamera stellen und mal ein bissel links kucken und mal rechts kucken. Da kann man jetzt nicht direkt von Arbeit sprechen. Und es ist trotzdem noch genug Bühne für andere da. Ich achte sehr darauf, dass genug Platz für alle bleibt.
War der Job eines Schauspielers dann nicht doch anstrengender, als vorher angenommen? Es gab da schon Situationen, die sich vor allem früh am Morgen abspielten. Ich konnte nicht damit rechnen, dass so ein Drehtag mitunter sechs Uhr in der Frühe beginnt. Ich wusste gar nicht, wie man so eine Uhrzeit auf dem Wecker einstellt. Das Ganze ging dann gleich mehrere Wochen hintereinander. Es war schon eine Herausforderung. Aber wenn ich dann mal aus dem Liegen ins Stehen gekommen bin, war eigentlich alles gut.
Sie haben das Drehbuch zum Film beigesteuert. Was hat Ihnen die größte Mühe bereitet: Figurenzeichnung, Dialoge oder eine stringente Handlung? Ich kann nur sagen, was am meisten Spaß gemacht hat: Das Ausdenken und das Dranbleiben an der Geschichte - und damit an der Wahrheit. Wie es sich eben so zutrug. Insofern war alles ein Prozess der Freude.
Haben Sie zunächst gezögert, so viel Privates mit dem Publikum zu teilen? Nein. Ich finde, alle Menschen haben einen Anspruch auf Olaf.
Sie selbst sind ein Star, den Frauen umschwärmen. Wie schwierig war es da, jemanden darzustellen, der mit dem anderen Geschlecht gewisse Schwierigkeiten hat? Nun, es ist ja immer eine Frage der Distanz. Wenn man mehr oder weniger auf Tuchfühlung geht mit dem anderen Geschlecht, was in meinem Fall nach wie vor eine Frau ist, dann wird man natürlich schon mit Dingen konfrontiert. Frauen haben ja diese – wie heißen die gleich? – Gefühle, sogar mehrere. Der Mann hingegen hat nur ein Gefühl im Jahr, höchstens zwei. Eine Frau hat bis zu zehn Gefühle gleichzeitig pro Sekunde. Da gibt es natürlich emotionale Verwallungen und Verwoblungen. Wenn man dann Neuland betritt, im wahrsten Sinne des Wortes, muss man sich erst einmal orientieren. Das ist der eigentlich schwierige Prozess, den aber alle Menschen irgendwann in ihrem Leben durchmachen müssen. Oder diese Menschen sind eben gleich so vernünftig und sagen, ich verzichte darauf. Ich bleibe alleine und mache, was ich will.
Sind Sie ein Method Actor, der auch in den Pausen in der Rolle bleibt? Ja. Ein Olaf bleibt immer in seiner Rolle. Mein ganzes Leben bleibe ich in meiner Rolle.
Was konnte Mario Adorf, der im Film Ihren Vater spielt, von Ihnen lernen? Ach, ich denke schon, dass er da eine Menge für sich herausgezogen hat. Es gibt immer wieder etwas an mir zu entdecken. Aber ich habe sogar etwas von ihm gelernt. Er hatte ja, wie ich erfuhr, vorher schon einmal einen Film gedreht. Herr Adorf war gewissermaßen der Einzige am Set, der überhaupt Ahnung hatte.
Wie hoch war das Budget für die teilweise doch sehr beeindruckenden Special Effects? Über das Budget des Filmes kann ich gar nichts sagen. Aber ich glaube, schon allein die Special Effects haben über 47 Euro gekostet. Und das ist schon abgerundet.
Und man sieht jeden Cent auf der großen Leinwand. Haben Sie alle Stunts selbst erledigt, etwa das Fahrradfahren? Ja, das habe ich selber gemacht. Ich habe mir gedacht, dass wenn ich schon für die Rolle unterschreibe, mir das nicht von irgend so einem Stuntman verpfuschen lasse. Ich muss aber zugeben, dass ich am Anfang sehr lange überlegt habe. Beim Drehbuchschreiben habe ich in der Rolle eher einen internationalen Schauspieler gesehen, Tom Hanks oder den Pitt Brad. Aber der hätte durch die Trennung sowieso keine Zeit gehabt. Als sich herausstellte, dass die Amerikaner alle nicht wollen und Moritz Bleibtreu auch nicht, habe ich mir gedacht, da mache ich es eben selber.
Ist es wahr, dass Sie von Iljitsch gebissen wurden? Da ist was dran, ja. Aber da merkt man, dass ich mir nichts habe anmerken lassen. Ich habe einfach weiter gedreht. Natürlich habe ich erstmal drei Runden ums Haus gedreht, ich habe geschrien und die SMH geholt. Ich wurde kurz mit dem Hubschrauber abtransportiert. Dann gab es drei Tage Drehpause. Aber im Prinzip ging es sofort weiter.
War Ihre Freundin Carola eifersüchtig auf Frau Leuenberger? Ja, aber nur ein bisschen. Und auch völlig zu Recht.
Der Film ist durchaus hocherotisch, explizite Sexszenen vermisst man allerdings. Es geht schon ganz wild zur Sache. Der Film hat ja FSK 30, damit Jugendliche keinen Schaden nehmen und auch 20-jährige nicht. Ein Mittzwanziger sollte sich den Film nicht alleine anschauen. Und wenn, dann nur in Begleitung Erwachsener. Es kommt ja doch zu Hautkontakt und Körperkontakt. Mal kurz.
Hätten Sie für einen Regisseur wie Lars von Trier auch mehr Haut gezeigt? Ja, na selbstverständlich! Was soll ich verbergen? Wozu habe ich denn die ganze Haut? Soll ich die nur sinnlos mit mir ´rumtragen? Natürlich kann man die Haut zeigen. Und wann, wenn nicht jetzt? Irgendwann ist sie nicht mehr so edel, frisch gespannt und glatt im Habitus.
Wer hat Sie aufgeklärt und wie alt waren Sie? Das ist noch gar nicht so lange her. Es war vor vier Wochen. Es war jemand aus meinem Verwandtenkreis.
Ihr Film ist auch eine Hommage an Ihre Heimat Dresden. Macht es Sie traurig, dass diese Stadt immer wieder auch für Negativ-Schlagzeilen sorgt? Ja. Das ist ja auch schon ein kleines bisschen Thema im Film. Natürlich wäre es mir lieber, wenn Dresden positive Schlagzeilen machen würde. Die Stadt hat leider eine gewisse Gravitationskraft für braunen Feinstaub entwickelt. Es gibt aber auch viele weltoffene und aufgeschlossene Bürger.
Teilen Sie ein besonders trauriges oder schockierendes Erlebnis vom Dreh mit uns? Das am meisten schockierende Erlebnis kam gleich am ersten Tag. Wir haben die erste Szene gedreht und ich dachte, alles sei fertig. Da sagt der Regisseur: „Wir machen es nochmal!“. Und dann haben wir diese ganze Szene fünfmal gedreht! Ich dachte, wenn wir das jetzt alles so oft wiederholen, werden wir doch heute nie mit dem Film fertig! Ich habe den Regisseur darauf aufmerksam gemacht, dass es sechs Wochen dauert, wenn wir so weitermachen. Und so lange haben wir dann auch tatsächlich gebraucht.
Der Außenstehende stellt sich die Filmwelt als ein Sodom und Gomorrha vor, wo jeder mit jedem – Sie wissen schon. Wie haben Sie diese Subkultur erlebt? Da war ich leider enttäuscht. Ich hatte ja auch gedacht, dass es beim Film um Drogen geht, um Kokain und Mädels mit kaum was an, wenig drunter und nix drüber. Aber nein, es ist eher ein bürokratischer Vorgang. Es gab nicht einmal Alkohol. Meine Güte!
In den diversen Bier- und Wodkaflaschen, die im Film geleert werden, war also nur Wasser? Nicht einmal das. Es war Wasser-Imitat!
Kommt der Film mit Absicht erst dann ins Kino, wenn die Oscar-Nominierungen durch sind, vielleicht aus Gründen der Fairness? Natürlich. Alle sollen eine Chance haben. Aber es ist auch strategisches Kalkül im Spiel. Der Dezember ist der umsatzstärkste Kinomonat, wie ich erfuhr. Und die Konkurrenz ist nicht so groß. Es startet nur ein anderer Film namens „Star Wars“, was mir persönlich nichts sagt. Ich glaube, es ist eine rumänische Produktion. Dadurch ist der Weg für uns frei. Es muss ja kein Blockbuster werden, aber vielleicht wenigstens ein Buster.
Wer sollte Sie in einem Hollywood-Remake des Filmes verkörpern? Ich denke da nach wie vor an Tom Hanks. Oder Donald Trump. Oder Obama, der hat ja dann Zeit. Und Meryl Streep kann natürlich alles spielen.
Über welche Kollegen können Sie lachen – ob die das wollen oder nicht? Das kann ich gar nicht sagen. Ich habe in der letzten Zeit ganz wenig gelacht. Verrückt. Ich muss erst mal wieder etwas Lustiges entdecken.
Wird es eine Fortsetzung geben, die Olaf, den Vater, zeigt? Eine gute Frage. Natürlich könnten wir viel Wissenswertes zum Thema Erziehung vermitteln. Erziehung unter der speziellen Voraussetzung der Gleichberechtigung zwischen Mutter und Vater. Da ist noch Luft, stellenweise sogar nach oben. Mal sehen, wie wir das handhaben.