Was verdankt ein von der Mutter „Glückskind“ genannter Sohn dem Vater? Der ist im neuen Roman von Christoph Hein eine unausweichliche Antriebskraft. Jedoch nicht im positiven Sinn: Der Sohn, in der neuen DDR lebend, muss seit seiner Geburt 1945 vor dem kriegsverbrecherischen toten Vater sein Dasein im Fluchtmodus zubringen: psychisch, physisch, beruflich, geographisch. Es gibt Versuche, aus des Vaters Schatten zu treten: Er wechselt den Namen, will Fremdenlegionär werden, kehrt zur Mutter nach Magdeburg zurück, darf hier aber kein Abitur machen, bringt es dennoch bis zum Rektor einer Oberschule – fast. Am Ende erkennt er: Eine Emanzipation von der allgemeinen und der persönlichen Geschichte ist zum Scheitern verurteilt. Gerade dadurch verkörpert er wie in einem Brennspiegel die Gegebenheiten Deutschlands in gesellschaftlichen und privaten Bereichen. Ironisch-humoristisch, anrührend, ohne Sentimentalität oder Sarkasmus erzählt Christoph Hein ein beispiellos-beispielhaftes Leben über mehr als sechzig Jahre.