Hinter den Backsteinmauern einer ehemaligen Tuchmacherei spielt sich Einzigartiges ab. Im sogenannten „Plastinarium“ entstehen mit modernster Technik aus menschlichen Körpern Lehrpräparate und anatomische Großplastinate für die Ausbildung von Ärzten sowie für die weltweit tourenden Körperwelten-Ausstellungen.
Die Präparate stammen von Menschen, die zu Lebzeiten verfügt haben, dass ihr Körper der Forschung und der medizinischen Ausbildung dienen soll. Ohne sie geht nichts, aber der Andrang potentieller Spender ist groß: das Körperspenderprogramm des Institutes für Plastination (IfP) hat aktuell über 22.630 registrierte Körperspender.
Mehr als 100 Mitarbeiter sind in der 3000 qm großen „gläsernen Werkstatt“ tätig. Gläsern heißt: Nichts bleibt verborgen. Besucher haben Zutritt und erhalten umfassende Einblicke in die einzelnen Prozess-Stufen der Plastination und der Präparationstechniken. Die Idee zur Plastination und damit zur Haltbarmachung von menschlichem Gewebe stammt aus den 1970er Jahren. Der Mediziner Gunther von Hagens hat sie damals Schritt für Schritt entwickelt, um immer wirklichkeitsnahere Plastinate für die medizinische Berufsausbildung zu gewinnen. Bis heute hat diese gesundheitliche Aufklärung oberste Priorität. Lebensnah positionierte Ganzkörperpräparate aber auch zahlreiche Einzelpräparate, darunter z.B. eine gesunde Lunge im Vergleich zur Raucherlunge, ein gesundes Kniegelenk und ein Kniegelenk mit Arthrose, demonstrieren, wie wichtig eine gesunde Lebensführung zur Erhaltung der Körperfunktionen ist. Die Symbiose aus anatomischer Werkstatt und Gunther von Hagens Ausstellung von Plastinaten erlaubt Medizinern wie auch medizinischen Laien jeden Alters hautnahe Einblicke in unser Innenleben sowie in die Plastinationsarbeit.