
© Nicolas Mahler
Nicolas Mahler verknappt Kafkas Verwandlung in Strichfiguren.
„Du, ich war einmal ein großer Zeichner“, schrieb Franz Kafka 1913 an die Dauerverlobte Felice Bauer. Sein Zeichnen hätte ihn „mehr befriedigt als irgendetwas.“ Gleichzeitig zeigte sich Kafka misstrauisch gegenüber fremden Illustrationen seiner Bücher. Als es an die Umschlaggestaltung von „Die Verwandlung“ ging, argwöhnte er, der beauftragte Illustrator könnte vorhaben, den Käfer zu zeichnen.
Nun hat der österreichische Comiczeichner Nicolas Mahler genau das getan. Er hat den krabbelnden Mistkäfer Gregor, den dürren Hungerkünstler, die singende Maus Josephine und andere Figuren Kafkas zu Strichfiguren verknappt. Auch Kafka selbst und Felice kommen nicht ungeschoren davon.
Die Ausstellung vereint Skizzen, Originale und Drucke aus der gezeichneten Biografie Franz Kafkas. Wie hätte Kafka darauf reagiert? Vielleicht hätte es ihn amüsiert, schrieb er doch einst an Felice: „Ich kann auch lachen, Felice, zweifle nicht daran. Ich bin sogar als großer Lacher bekannt.“
Nicolas Mahler führt eine Doppelexistenz als Witzzeichner und Literaturbearbeiter. Seine Cartoons erscheinen in Zeitungen und Magazinen, seine gezeichneten Adaptionen klassischer Literatur (u.a. nach Robert Musil, Marcel Proust, James Joyce und Elfriede Jelinek) großteils bei Suhrkamp.