© John Smith
Avantgardkunst mit englischem Humor: Flag Mountain, Dad‘s Stick, Covid Messages
Die Briten sind bisweilen ein bisschen anders, vor allem, wenn es um Humor geht. Wer das glaubt, der findet sicher im Film „Covid Messages“ von John Smith Bestätigung. Darin treten Boris Johnson, britischer Premierminister, und andere Regierungsmitglieder vor die Mikrofone, um die aktuellen Coronamaßnahmen zu verkünden. Für den Filmkunst-Avantgardtisten Smith, der durch seinen reichlich subtilen Humor bei der Erforschung gesellschaftlicher Themen bekannt wurde, erwecken sie jedoch einen ganz anderen Eindruck. Der bereits 70-jährige Londoner erkennt darin Formen magischer Rituale. Durch diese leichte Verschiebung der Betrachtung wird sein Film zu einer bitterbösen Satire, die dennoch nie ihre Leichtigkeit verliert. Eben jene Ironie aber verschafft den notwendigen Raum, um die eigene Wahrnehmung zu überdenken. Letztlich fordert er uns mit seinen Arbeiten auf, nichts, was wir hören und sehen, für bare Münze zu nehmen und stellt so die Kriterien von Fakt und Fiktion mit künstlerischen Mitteln auf den Prüfstand. Für John Smith und seine Filme ist es nach 2005 die zweite große Ausstellung in Magdeburg. War es damals die erste in einem Museum, hat seine Kunst inzwischen weltweit enorm an Bekanntheit, Anerkennung und Einfluss gewonnen. Es sind nicht die spektakulär inszenierten oder dramatisch aufgeheizten Szenarien. John Smith findet seine Geschichten im Alltag, manchmal buchstäblich auf der Straße. Das Alltägliche oder Dokumentarische ist für ihn wiederum eine Tür in die filmische Realität, in der andere Regeln gelten. In der gegenseitigen Reflektion entstehen dann neue Geschichten, die Erfahrungen, Stereotype und Ansichten in Frage stellen. Immer wieder setzt Smith sich auch mit politischen Themen auseinander, zum Beispiel in „Who are we?“, „White Hole“ und „Flag Mountain“. Ein anderes Themenfeld sind die sozialen Medien, in „Unusual Red Cardigan“ oder „Steve Hates Fish“. Mitunter erzählen die Filme aber auch sehr persönliche Geschichten, wie „Dad’s Stick“. Hervorzuheben ist ebenso seine Serie der „Hotel Diaries“. Jeder dieser sieben Filme ist ein kleines Meisterwerk. Die Ausstellung in Magdeburg zeigt vor allem die seit 2005 entstandenen Filme, aber auch einige der älteren, wovon „The Girl Chewing Gum“ der berühmteste ist.
Kunstmuseum Kloster Unser Lieben Frauen
Regierungsstraße 4-6, 39104 Magdeburg
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