
© Nilz Böhme
I Capuleti e i Montecchi
Frau Freitag, die Inszenierung wird als Koproduktion mit drei Bühnen in Nancy, St. Gallen und Vlaanderen angekündigt. Was bedeutet das?
So eine Kooperation geht nur, wenn die Theater weit voneinander weg sind, dass man sich nicht das Publikum wegnimmt. Im konkreten Fall bedeutet es, dass das Bühnenbild in den Werkstätten in Magdeburg hergestellt wurde und zeitlich nacheinander in den Theatern verwendet wird. Das ist sparsam und nachhaltig. Die erste Premiere fand im Sommer in Nancy statt. Das künstlerische Personal kommt ausschließlich von den jeweiligen Theatern. Ich verantworte in Magdeburg die szenische Einstudierung, entsprechend der Aufführung in Nancy. Im Januar kommt Regisseurin Karabulut dazu.
Was unterscheidet den Plot der Oper von Shakespeares Fassung?
Der Librettist Felice Romani kannte Shakespeare wahrscheinlich nicht. Er bezog sich auf die italienische Novelle „Der tragische Tod zweier unglücklicher Liebender“. Die Handlung setzt viel später ein: Das Liebespaar kennt sich bereits. Es geht stärker um die Auseinandersetzung beider Familien. Bellinis Werk ist im Gegensatz zu Shakespeares vom Chor bestimmt, endet aber ebenfalls tragisch. Es stellt ein extremes Patriachat vor. Im ersten Akt agieren vor allem Männer, sodass Julia in ihrer Weiblichkeit extrem isoliert ist.
Romeo ist ein Mezzosopran. Wirkt sich das auf die Inszenierung aus?
Es ist eine klassische Hosenrolle, was bedeutet, die Figur ist ein junger Mann, der aber von einer Frau gesungen wird. Diese Ambivalenz, die einen Gegenentwurf zu dieser Gesellschaft bieten kann, interessiert Regisseurin Karabulut.
Verändert sich damit etwas für Julia?
Es eröffnet neue Spielräume. So könnte es sich z.B. um eine lesbische Beziehung handeln.
In welcher Zeit siedelt die Regisseurin die Oper an?
Sie rückt das Ganze nicht naturalistisch in die Gegenwart, vielmehr schafft sie eine eigene Theaterwelt. Die Kostüme von Teresa Vergho z.B. richten sich nach dem Profil der Rollen. Als Entsprechung für die extreme Männerwelt des Stücks bot sich die männlichste Welt überhaupt, der Wilde Westen, an. Die Auseinandersetzungen werden nicht naturalistisch gelöst. Es gibt keine Gefechte mit dem Degen, aber auch kein Lasso. Auf abstrahierter Ebene findet der Kampf aber natürlich statt.

© HL Böhme
Opernhaus/Theater Magdeburg
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