
© Anjelika Conrad
Hinter Masken: Luisa Grüning und Leonhard Schubert
Herr Schoeck, wie realisiert sich in einem Hofspektakel, also OpenAir, das Genre Puppentheater?
Die Puppenspieler in Grundkostümen hantieren mit verschiedenen wechselnden Figurenfragmenten wie z. B. diversen Glied-
maßen und Köpfen, wobei man Stimme und Körper bei Bedarf auch trennen kann.
Die Dreigroschenoper gilt als rezeptionsbelastet. Bietet der Wechsel des Genres besondere Möglichkeiten?
Die Umsetzung mit Puppen ist ein Riesengeschenk. Das Stück ist bei genauem Hinsehen sehr heterogen, viele Ideen sind da quasi zusammengezimmert. Mit Puppen kann man genau diese Dinge besser herausarbeiten, als wenn ein Mensch einen Menschen spielt.
Setzten Sie besondere konzeptionelle Akzente?
Wir streben keine krasse Interpretation an, setzen das Stück nicht in anderem Kontext an. Das hat es nicht nötig. Das Stück ist eine Naturgewalt. Im Text steckt viel szenischer Witz, der heute auf einer anderen Ebene funktioniert als vor 100 Jahren. Durch Kürzungen betonen wir inhaltliche Schwerpunkte, die aktuell virulent sind, wie z.B. Krieg und soziale Ungleichheit.
Gibt es Elemente in der Aufführung, die das Publikum ohne Wissen um Titel und Autor Brecht zuordnen würde?
Die mobilen Versatzstücke der Szene werden auf einem Wagen ähnlich jenem in „Mutter Courage“ hereingefahren, der rampenparallele Vorhang ist selbstverständlich eine „Brechtgardine“.
Die „Dreigroschenoper“ erfreut sich auch wegen der Musik von Kurt Weill, großer Beliebtheit. In manchen Inszenierungen verdeckt sie inhaltliche Akzente des Stücks. Wie gehen Sie damit um?
Die schmissigen Melodien und die eingängigen Musiknummern tendieren tatsächlich durchaus theatralisch in Richtung Musical. Aber im Stück steckt mehr Dialektik als oft rüberkommt. In unserer Aufführung werden die Lieder nicht vom Orchester, sondern von einem Akkordeon (Claudia Buder) begleitet. Wir hoffen, dass es uns so gelingt, die ernsten inhaltlichen Punkte, die Brecht am Herzen lagen, besser zur Geltung zu bringen, ohne den musikalischen Sound zu beschädigen.

© Jesko Döring
Puppentheater
Warschauer Straße 25, 39104 Magdeburg
Kassenzeiten Di-Do 10-12.15 Uhr u. 13-18 Uhr Fr 10 -12.15 Uhr u. 13 -16 Uhr Abendkasse: 1 Stunde vor Vorstellungsbeginn nach Vorstellungsbeginn erfolgt kein Nacheinlass.