
© Robert Maschke
Lucy Diakovska
Neues Gesicht beim Domplatz OpenAir: Lucy Diakovska als Magenta
Mehr als fünf Jahre liegt das letzte No Angels Album zurück. Die Band existiert nicht mehr und doch bist du in der Öffentlichkeit oft nicht nur Lucy, sondern Ex-No Angel Lucy, auch beim Domplatz Open Air.
Also in der ersten Pause der No Angels war es für mich eher ein Fluch. Nun kann ich ohne Probleme mit dieser Vergangenheit leben. Für die meisten Menschen sind die No Angels selbstverständlich ein Begriff. Man könnte natürlich auch sagen „Ja klar im letzten Jahr war Lucy die Magenta“.
Aber es ist eben Ex-No Angel Lucy Diakovska.
Ich habe eine längere Pause gemacht. Mir hat das gut getan, um diese Zeit wieder sehr dankbar anzunehmen. Man möchte natürlich eigenständig Sachen erschaffen, ohne diesen Rattenschwanz der Band mitzuschleifen. Ich glaube heute nicht, dass mir immer noch die Bandvergangenheit die meisten Dinge ermöglicht. Dafür habe ich in meiner Karriere lange ohne Band gearbeitet. Ich weiß, was ich schon allein erreicht hab.
Du siehst dich als Popsängerin und nicht als Musicaldarstellerin und das obwohl du vom bulgarischen Plewen gekommen bist, um eine Ausbildung an einer Hamburger Musicalschule zu beginnen.
Selbstverständlich, ja. Das war immer so und ist auch ein Grund, warum ich zum Beispiel an der Schule in Hamburg viele Probleme bekam. Ich habe mich gegen sehr Vieles, was dem klassischen Musical entsprach, geweigert. Ich stand davor schon sehr viel als Lucy auf der Bühne. Ich fand das gut, was zwischen Lucy und dem Publikum passierte. Als ich nach Deutschland kam, wollte ich das nicht verlieren. Ich habe immer wieder ein großes Stück Lucy in meine Rollen eingebaut. Als klassische Musicaldarstellerin gehst du zu verschiedenen Auditions und nimmst das, wo du natürlich gut bist und passt du dich den Rollen an. Ich würde am liebsten nur Sachen machen, wo ich weiß, dass da ein gutes Stück Lucy drin stecken könnte. Das ist natürlich ein Luxus, den ich mir durch das Popsängerinnen-Dasein leisten kann.
Nun übernimmst du im Sommer von Musicaldarstellerin Lucy Scherer die Rolle der Magenta beim Domplatz OpenAir „Rocky Horror Show“. Es ist deine Musicalpremiere unter freiem Himmel.
Ganz genau. Ich war ja bei Cats in Stuttgart, Jekyll und Hyde in Köln und bin mit Die 13½ Leben des Käpt’n Blaubär und zuletzt mit Cinderella auf Tour gewesen.
Schon vorher einen Blick riskiert?# Ich war bei der vorletzten Vorstellung. Die ersten fünf Minuten waren für mich ausschlaggebend zu sagen: „Ich kann mir total vorstellen, ein Teil dieser Mannschaft zu sein“. Das war sehr wichtig. Ich muss dafür brennen oder ich kann die Rolle nicht zu 100 Prozent verkörpern.
Trotzdem sind es große Fußspuren, in die du trittst. Das Publikum hat Lucy Scherer gefeiert. Verschwendet man da schon Gedanken an den Sommer?
Natürlich macht man sich da jetzt schon Gedanken. Ich gehe ja nicht von einer Produktion in eine andere. Ich möchte da natürlich gut vorbereitet sein. Ich kenne Lucy. Es sind wunderbare große Fußspuren, in die ich im Sommer treten werde.
Im vergangenen Jahr gab Tobias Regener sein Debüt als Musicaldarsteller beim Domplatz Open Air. Du bist Popsängerin und auch immer mal beim Musical unterwegs. Braucht man überhaupt noch eine Musicalausbildung?
Ja, ich finde schon. Eine Musicalausbildung gibt dir ein anderes Gefühl für die Bühne. Auch wenn ich mich in der Schule vielen Sachen gegenüber verweigert habe, habe ich das natürlich im Nachhinein nachgeholt. Du kommst nicht daran vorbei, dich auch mit den alten Musicals zu beschäftigen. Es gibt einen Grund, warum es diese Entwicklung in den Musicals durch die Jahrzehnte hinweg gab. Sie haben immer wieder die musikalische und historische Entwicklung in verschiedenen Ländern beschrieben, wie „Miss Saigon“ und „Chess“. Jeder, der eine Musicalausbildung absolviert, lernt das mit einer gewissen Selbstverständlichkeit. Da entsteht eine andere Liebe zum Musical und zum Beruf.
Du bist sehr vielseitig, was kommt als nächstes?
Mein Manager und ich sind jeden Tag am Überlegen, wo die Reise hingeht. Im nächsten halben Jahr ist die natürlich wunderbar. Trotzdem macht man sich Gedanken. Aber wir haben keinen Druck irgendwas zu machen, was vielleicht nicht gewollt ist.
Interview: Vanessa Weiss