
© Engelhardt
Wehmut, Weitblick und „Bereitschaft zur Widerborstigkeit“: Intendant Michael Kempchen in seiner letzten Spielzeit
Die Sonne schien über dem Hof des Puppentheaters, schönes Wetter, wie man so sagt, und doch wehte ein unsichtbarer Wind der Veränderung durch die Arena. Zuvorderst waren das vor allem nackte Zahlen. Nach zwei Jahren Corona-Delle gehe man „hoffnungsfroh und voller Zuversicht in die neue Spielzeit“, sagt Intendant Michael Kempchen. Das Motto „Zurück auf Los“ habe man bereits im Frühjahr gewählt und die Zahlen der letzten Spielzeit gäben Anlass zur Zuversicht: Die 37.300 Besucher waren wieder ein deutlicher Sprung nach oben, auch wenn sie noch immer gut 15.000 unter denen aus Vor-Pandemie-Zeiten liegen. Wenn da nicht schon die nächste Krise wäre, Stichwort Energie. Natürlich macht die auch vor dem Puppentheater nicht halt. Man hat reagiert: mit Umstellung auf LED-Beleuchtung, Temperaturreduzierungen und einer Begrenzung der Außenbeleuchtung. Und so treibt Intendant Michael Kempchen in seiner 33. und letzten Spielzeit als Intendant die Frage um, „ob angesichts dieser Kostenexplosion für viele Einzelne auch eine kulturelle Eiszeit folgt?“ Eine personelle Veränderungen gibt es bereits in dieser Spielzeit: Dr. Petra Szemacha, die seit 2017 als Dramaturgin am Haus arbeitet, ist zur neue Chefdramaturgin berufen worden.
Insgesamt fünf Premieren, zwei Uraufführungen und zwei Sonderausstellungen in der Figurensammlung sind für die Spielzeit 2022/23 geplant. Unbequem will man auch bei den Themen bleiben, die auf der Bühne verhandelt werden. Das kann man schon Anfang November erleben, wenn Anne Leppers „Mädchen in Not“ in der Regie von Nis Søgaard seine Premiere erleben wird. Darin trägt eine Frau sprachgewaltig den Kampf um ein selbstbestimmtes Leben aus und hinterfragt humorvoll und grausig das Bild von Frauen als Objekte. Dann kommt es bei „Re-member“ zu einer Ko-Produktion des Puppentheaters mit dem Théâtre de l’Entrouvert, dem Vélo Théâtre, dem Théâtre Export Deutschland. Es wird eine Ode an die Natur und das Leben und erzählt von der zarten und zerbrechlichen Verbindung zwischen der menschlichen und der organischen Welt. Und in „Le Grand Tour“, entfaltet sich die Lebensgeschichte eines berühmten indischen Panzernashorns. Dieser wilde Ritt durchs 18. Jahrhundert mitten hinein in die Welt des wohl größenwahnsinnigsten Projekts dieser aufklärerischen Zeit: die allumfassende Enzyklopädie von Diderot.
Noch eine andere Veränderung steht an: Das sogenannte Kutscherhaus neben der Villa p. wird im nächsten Jahr saniert, weshalb das Buckauer Hofspektakel – „Der Drache“ von Jewgeni Schwarz in Regie von Moritz Sostmann – im Sommer 2023 außerhalb Buckaus im Innenhof des Klosters Unser Lieben Frauen stattfinden wird.
Premieren für Erwachsene in der Spielzeit 22/23:
· Mädchen in Not, von Anne Lepper, Premiere am 4. November 22
· Le Grand Tour, Uraufführung am 17. März 23
· Re-member, Premiere am 12. April 23
· Hofspektakel: Der Drache, Premiere am 6. Juli 23

© Jesko Döring
Puppentheater
Warschauer Straße 25, 39104 Magdeburg
Kassenzeiten Di-Do 10-12.15 Uhr u. 13-18 Uhr Fr 10 -12.15 Uhr u. 13 -16 Uhr Abendkasse: 1 Stunde vor Vorstellungsbeginn nach Vorstellungsbeginn erfolgt kein Nacheinlass.