Das Magdeburger Recht ist fast ausschließlich durch Schriftstücke überliefert. Im Zentrum steht das mittelalterliche Stadtrecht der Landeshauptstadt, welches sich im 12. Jahrhundert bildete. Für seine enorme Verbreitung sorgte der „Magdeburger Schöffenstuhl“, ein Fachgremium, das juristische Fragen beantwortete. Diese kamen von Städten, Gerichten und prozessbeteiligten Einzelpersonen zuerst mündlich, dann schriftlich mit einem Boten nach Magdeburg. Auf gleichem Weg ging die Antwort zurück.
Die Ausstellung mag auf den ersten Blick etwas sperrig wirken: es fehlen, abgesehen vom beeindruckenden Nachbau einer Schöffenbank, die Bilder und historischen Objekte, die einen Sachverhalt anschaulich vermitteln können. Vor allem die Schöffensprüche selbst sind es, die das Magdeburger Recht tausendfach in lauter Einzelfragen überliefert haben. Und die sind durchaus spannend. Weil die Rechtsauskünfte einen so guten Ruf genossen, wurden sie von Stadt zu Stadt weitergereicht. So entstand ein Kommunikationsnetz, das mehr als tausend Städte in Mittel- und Osteuropa miteinander verknüpfte und 2.000 km weit Richtung Osten wanderte. In diesem Prozess entwickelte sich das Magdeburger Recht weiter und mischte sich mit anderen Rechtstraditionen. Trotzdem blieb der Name „Magdeburger Recht“ als eine Art Marke oder Gütesiegel bestehen. So nachhaltig, dass noch im 18. Jahrhundert, als der Magdeburger Schöffenstuhl längst nicht mehr existierte, die ihn gerichtete Anfragen in der Elbestadt eintrafen.
Magdeburger Recht – Geschichte mit europäischer Dimension. Vernissage: 27. Mai, 18 Uhr, IBA-Shop, Regierungsstraße 37. Di-So 11–17 Uhr, Eintritt frei