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Der Mandala-Kindergarten hätte gern einen Zebrastreifen in der Hegelstraße
Es war ein Schritt in die lebenswerte Zukunft der Städte: Bei der im Juli im Bundestag beschlossenen Novelle des Straßenverkehrsgesetzes ging es im Kern darum, die Ziele Klimaschutz, Gesundheit und städtebauliche Entwicklung neu zu verankern. Damit haben Kommunen endlich mehr Handlungsspielraum für die Gestaltung ihres städtischen Verkehrsraums zugunsten des Umweltverbundes – also Fahrrad, Fußgänger, ÖPNV, Carsharing. Insbesondere die in Folge des novellierten StVG beabsichtigte Novelle der StVO soll konkrete Maßnahmen wie Tempo 30 in bestimmten Bereichen oder die Einrichtung von Radfahrstreifen, Fußgängerüberwegen oder Anwohnerparken ermöglichen. Der Entscheidungsdruck kam auch durch die Initiative „Lebenswerte Städte“, der bundesweit 1200 Kommunen – oft genug mit einem CDU-Bürgermeister an der Spitze, angehören. Seit Anfang 2023 ist auch Magdeburg Mitglied.
Wie soll eine lebenswerte Stadt in Zukunft verkehrstechnisch aussehen? Wie sehr die Vorstellungen voneinander abweichen, kann man in Magdeburg an der jüngsten Entscheidung des Stadtrates erkennen, den 2021 gefassten Beschluss für die zeitlich begrenzte Umwandlung des Mittelabschnitts des Breiten Wegs zu einer vom KfZ-Individualverkehr befreiten Fußgängerzone, aufzuheben. Während die einen von „Autofeindlichem Projekt“ (AfD) sprachen, nannte es Madleine Linke (Bü90/Grüne) „ein Herzensprojekt“. Dabei belegen Studien und Bürgerbefragungen, dass in beliebten Innenstädten die Aufenthaltsqualität der entscheidende Faktor ist und es weitere Argumente gibt, die gegen Kraftverkehr und Parkplätze sprechen. Letzlich haben solche probeweisen Projekte in anderen Städten gezeigt, dass die Zustimmung anstieg, wenn jeder die Vorteile erleben konnte, der vorher nur seine perönlichen Nachteile gesehen hatte.
Apropos Vorstellungskraft: Als bei der Tunneleinweihung 2023 eine Zählschleife für den Radverkehr installiert wurde, um endlich mal greifbare Zahlen zu bekommen, konnten sich die Planer offenbar nicht vorstellen, dass hier pro Jahr mehr als 1 Million Radler durchrollen, so fehlt am sechsstelligen Display die siebte Ziffer. Es scheint, dass es erhöhten Gesprächsbedarf gibt.