
© Olaf Krostitz
Bodo Ramelow, Gregor Gysi und Dietmar Bartsch.
Wie der Phoenix aus der Asche oder ein Überraschungstor in der Nachspielzeit, so lässt sich der überraschende Wahlerfolg der Linken zur Bundestagswahl wohl am besten beschreiben. Die von vermeintlichen Experten bereits totgesagte Partei hatte einen fulminanten Sieg eingefahren und dass, obwohl ihre Wahlkampfstrategie umstritten war. Die Linke setzte neben ihrem Tiktok-Star Heidi Reichinnek und dem erklärten Gegner der Milliardäre, Jan van Aken, auch auf drei „alte weiße Männer“ – und das als selbsternannte Partei des Feminismus. Wie passt das zusammen? Eva von Angern, Fraktionsvorsitzende der Linken im Landtag, die zu einem Sommerfest in die Datsche einlädt, sagt dazu: „Wir haben auf die Altherren gesetzt, weil Erfahrung nicht automatisch Stillstand bedeutet. Die Mission der Silberlocken hat den Zeitgeist getroffen und ist mit dem Wahltag lange nicht vorbei. Alt und jung zusammen gegen den Rechtsruck im Land, das ist unser Konzept.“
Tatsächlich bringen Bodo Ramelow, Gregor Gysi und Dietmar Bartsch Eigenschaften mit, die in einer sozial immer weiter auseinanderdriftenden Gesellschaft gefragt sind: Authentizität und Glaubwürdigkeit vereinen die drei „Silberlocken“, wie sie charmant genannt werden. Damit gehen sie auf Deutschlandtour und machen Station in der Datsche. Die Linke will wieder das sein, was sie einst lange war: Die Kümmerer-Partei jenseits aller Phrasen. Anstatt mit Schampus und Häppchen in elitären Kreisen Empfänge zu geben, kommt sie dorthin, wo die Menschen sind. Und wer weiß, vielleicht bringt Gregor Gysi sogar seinen legendären Sarkasmus mit.