
© Andreas Lander
Barocke Pracht beim Telemannfest.
Es war eine kühne Idee, die vor gut 200 Jahren Oberbürgermeister August Wilhelm Francke bewegte. Magdeburg war damals von einem dichten Ring aus Festungsmauern eingezwängt, und nach dem Ende der napoleonischen Fremdherrschaft war um sie herum nahezu jeder Baum abgeholzt. Auch in der Stadt gab es praktisch kein Grün. Der Oberbürgermeister aber erkannte den hohen sozialen Wert öffentlicher Parkanlagen, für seine Idee eines Bürgerparks auf dem Gelände des brachliegenden Kloster Berge sammelte er die Zustimmung von Bürgerschaft und Stadtkommandantur. Dann gewann er den preußischen Gartenarchitekten Peter Joseph Lenné für seine Idee. Und der war begeistert. So konnte Deutschlands erster von einer bürgerlichen Stadtverwaltung in Auftrag gegebener Volksgarten auf den Weg kommen. Im April 1825 erfolgte der erste Spatenstich.
Im Begriff „Volksgarten“ kam auch eine politische Zielsetzung zum Ausdruck, die auf den Ideen der Französischen Revolution beruhte. Es ging um Annäherung der Stände, im besten Fall um ihre Gleichheit. Volksgärten erschienen als geeignetes Mittel, denn sie„ziehen ihn [den Stadtbewohner] auch, indem sie ihn auf die Schauplätze der Natur locken, unmerklich von den unedlen Arten der städtischen Zeitverkürzungen ab, und gewöhnen ihn allmälig an das wohlfeile Vergnügen, an die sanftere Geselligkeit, an ein gesprächiges und umgängliches Wesen,“ schrieb schon 1785 Christian Hirschfeld. Tatsächlich aber waren solche „Zeitverkürzungen“, also Freizeitbeschäftigungen, für den größeren Teil der Stadtbevölkerung unerreichbarer Luxus und noch ein Privileg der bürgerlichen Ober- und Mittelschicht.
Mit einem Festjahr wird nun das 200jährige Parkjubiläum gefeiert. Es ist auch eine Gelegenheit, „zeitverkürzend“ die Picknickdecke auf den Wiesen am Elbufer ausrollen und von den Hängen des Parks den von Lenné erdachten Sichtachsen nachzuspüren. Gelegenheiten dafür gibt es genügend, auch weil eine wahrer Veranstaltungsreigen von Musik bis Theater zu Parkbesuchen einlädt. So kann man für dieses Jahr sagen: „Wir sehen uns im Klosterbergegarten“.

© Conrad Engelhardt