Als 1985 läuft der US-Film „Beatstreet“ in den DDR-Kinos anläuft, wird das Publikum mit dem Breakdance bekanntgemacht – vor allem junge Leute sind begeistert. Auch der 18-jährige Freizeitturner Frank (G. Kämmerer) ist hin und weg von den neuartigen Bewegungen und deren subversivem Geist. Gemeinsam mit drei Kumpeln beginnt er, die Bewegungen zu üben und - wie die Vorbilder auch - auf der Straße zu tanzen. Dabei sind sie keineswegs gegen den Staat eingestellt. Sie wollen einfach tanzen und doch ruhte das kritische Auge der Staatsorgane auf ihnen. Als man dort merkt, dass der Hype nicht aufzuhalten ist, steuert man um. Statt Verbote wird jetzt gefördert, natürlich nur um das „subversive“ Potential kontrolliert zu lenken. Irgendwann aber müssen sich die vier entscheiden, ob sie in Interviews staatliche Werbetexte aufsagen oder ihren Ideen treu bleiben wollen. Ein Weg, der sie bis an die Grenzen ihrer Freundschaft führt.
„Dessau Dancer“ ist ein Film, der sich vorsichtig ins Genre des deutschen Tanzfilme vorwagt, ohne es wirklich zu sein. Die durchaus hochkarätigen Breakdance-Tanzeinlagen im Film sind weit weniger ausgefeilt und spärlicher als in anderen Tanzfilmen, wie „Honey“ oder „Step Up“, aber das ist Absicht und sowieso historisch bedingt, schließlich geht es um eine Epoche, als der Hip Hop noch in Kinderschuhen steckte. Auch fehlt „Dessau Dancers“ elementare Zutaten von Tanzfilmen: Musikalität, Körperlichkeit und ein Drehbuch, dass auf schauspielerisches Talent setzt. So bleibt die aufkeimende Dreiecks-Liebesgeschichte zwischen Frank, Alex und Martina unpassend steril und verklemmt. Doch die Leidenschaft fehlt nicht nur in der Liebe. Stattdessen schlägt der Film eine eindeutig komödiantische Richtung ein, die sich in ihren schwächsten Momenten haarscharf am Klamauk vorbei manövriert. Die meisten Witze über die DDR wurden auf der Leinwand längst erzählt und haben einen Bart. So hat „Dessau Dancers“ auch dem Genre der Ostalgie-Komödie wenig Neues hinzuzufügen. Und die, die mit einer hohen Erwartung einer neuen perspektivischen Darstellungen zur Hip Hop Kultur der DDR in die Kinos gehen, werden sowieso gnadenlos enttäuscht, denn die Stadt Dessau avancierte zu DDR Zeiten zu einer wirklichen Hochburg der DDR Hip Hop Szene.
Deutschland 2014, Regie: Jan Martin Scharf, Darsteller: Gordon Kämmerer, Oliver Konietzny, Sonja Gerhardt, Sebastian Jaeger, Rainer Bock, Länge: 90 Minuten, Kinostart: 16. April 2015