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Мир для України!
Wie satirisch darf so eine Kolumne eigentlich nach 20/12/24 sein? Keine Ahnung. Ich hab gerade kein Bock irgendwelche Filmtipps zu geben oder andersherum Filme zu zerreden.
Wenn ich durch die Stadt gehe und mit Menschen spreche – Gastro, Kultur, Dienstleistungen – und unvermittelt frage »Na, wie gehts euch hier?«, bekomme ich manchmal ganz aufgeräumte Reaktionen, manchmal reflexartige Diskussionen, die man eigentlich nicht (schon wieder) führen will, aber eben ganz oft auch betretenes Schweigen und ein »joar, muss ja«.
A Real Pain: Weggehen, um sich selbst zu finden
Wo ich es schreibe und mir sowieso gerade zum Heulen zumute ist, empfehle ich von Herzen gerne den Film »A Real Pain«. Die Geschichte zweier entfremdeter Cousins – der introvertierter Normalo David (Jesse Eisenberg) und der bipolar-oszillierende Benji (Kieran Culkin) – ist sicherlich die Art von Kino, nach denen sich passionierte darstellenden Seelen verzehren, bevor sie reumütig zurück vor den Greenscreen schlurfen. David & Benji touren als Teil einer bunt zusammengewürfelten Reisegruppe durch Polen, um mehr über die Wurzeln ihrer Großmutter zu lernen. Dabei lugt David nur zaghaft aus seinem Comfortzone-Schneckenhaus aus Peoplepleasing und Zurückhaltung, während Benji mitunter ohne jegliche Impulskontrolle auch unbequemen Kontakt zu seinen Mitmenschen sucht. Jesse Eisenberg profiliert sich mit seiner zweiten Regie- und Drehbucharbeit als Filmemacher, der abseits des Mainstream vor allem ein Erzähler emotionaler Geschichten ist. Ich hab den Film zufällig in der Sneak Preview gesichtet und werde ihn garantiert nochmal auf der großen Leinwand sehen (wollen). Der Film geht bei den Oscars 2025 ins Rennen, u. a. für das beste Original-Drehbuch (Jesse Eisenberg) und den besten Nebendarsteller (Kieran Culkin).
PS: »A Real Pain« ist klassisches Programmkinofutter und damit auf lange Sicht zum Aussterben verdammt – möchte man zumindest meinen, wenn man einigen Konversationen lauscht, die vor dem Kino, am Ticketcounter und beim Popcornholen geführt werden. Allerdings vermeldete der Verband AG Kino-Gilde, dass deutsche Programmkinos 2024 tatsächlich ein leichtes Besucherplus von 3,4 Prozent verzeichnen konnten. Nun … A Real Hope sag ich mal.
Rob’s Comfort Watchlist: 5 Filme zum (Un) Wohlfühlen… irgendwie
Vielleicht landet »A Real Pain« sogar auf meiner Comfort Watchlist. Comfort Watching / Comfort Binge bezeichnet Filme und Serien, die man immer wieder schaut, weil sie der ausgefranste Lieblingspulli für die Seele sind. In der Online-Version dieser Kolumne gibts meine persönliche handverlesene Comfort Watchlist; gnadenlos mit allen Guilty Pleasures.
Dan – Mitten im Leben! (2007): Weihnachten, während der Familienfeierlichkeiten: Der verwitwete Kolumnist Dan (Steve Carell), gerät in ein Gefühlschaos, als er sich in Marie (Juliette Binoche) verliebt, die neue Freundin seines Bruders.
Dein Ex – Mein Alptraum (2006): Tom (Zach Braff) nimmt einen Job in der Werbeagentur seines Schwiegervaters an und trifft dort auf den querschnittsgelähmten Ex-Freund (Jason Bateman) seiner Verlobten (Amanda Peet), der ein deutlich stabileres Standing hat, als es Tom gefällt.
Vacation – Wir sind die Griswolds (2015): Latequel zur ikonischen »Die schrillen Vier…«-Reihe. Um seine Familie wieder näher zusammenzubringen, plant Rusty Griswold (Ed Helms) einen Roadtrip zum Freizeitpark Walley World – Chaos-Road-Trip mit unwürdigen Gags. Aber … I don’t care. Guilty Pleasure.
Rain Man (1988): Geschäftsmann Charlie (Tom Cruise) erfährt, dass sein verstorbener Vater das Millionen-Erbe Charlies autistischem, inselbegabten Bruder Raymond (Dustin Hoffman) hinterlassen hat. Als Vormund für Raymond hätte Charlie auch Kontrolle über das Erbe. Ein Roadtrip beginnt. … Get’s me every time!
Drecksau (2013): Ein absoluter Geheimtipp. Der skrupellose, drogensüchtige und innerlich zerrüttete Detective Bruce Robertson (James McAvoy) lügt, intrigiert und dreht auch sonst hart am Rad. Während er einer Beförderung entgegenfiebert, verliert er zunehmen den Bezug zur Realität und wird von seinen Dämonen eingeholt. Wichtig: Es geht bei »Drecksau« nicht darum, arschiges Verhalten zu glorifizieren. Auch hier hat alles Konsequenzen. Du magst »Trainspotting«? You’ll like »Filth«!
Wohlfühl-Mails an: rob@dates-online.de
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