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Мир для України!
Ihr wollt es, ich will es und angesichts der politischen Entwicklungen auf der Welt kann ich mir nicht vorstellen, welches Genre zeitgemäßer sein könnte: Horror – oder wie wir Cineasten sagen »Gruselkrams«.
Übernatürlichen Horror braucht es ja nicht immer zwingend. Ich empfehle aus vollstem Herzen das Thriller-Drama The Long Walk – Todesmarsch, die Adaption des gleichnamigen Stephen King-Romans, inklusive aller beliebten Schablonen aus dem King’schen Literaturbaukasten – inklusive: Vorstellungsrunden; Männerfreundschaften; tragischer Autorenfiguren; Knallkopp mit Schizo-Attitüde; Kleinstadttristesse – and many more. Die fleischgewordene Antwort auf die Frage »Hast Du schon Deine 10.000 Schritt geschafft?« (und möglicher Filmtipp für alle Garmin-Smart-Sport-Watch-Enthusiasten) fesselt, bewegt und schockiert. In einer dystopischen (aber allzu zeitgenössischen) Version der USA werden jedes Jahr 50 Buben ausgelost, die beim titelgebenden Marsch um ihr Leben spazieren. Wer zu langsam spaziert oder stehen bleibt, bekommt eine Verwarnung; drei Verwarnungen bedeuten Tod durch Erschießen.
So, aber ich weiß, dass ihr jetzt trotzdem auf Filmtipps wartet, die man sich zu Halloween reinschrauben kann. Und damit meint ihr natürlich, Horrorfilme, die man sich das ganze Jahr in die Synapsen zimmern kann, aber nach denen ihr lieber im Oktober fragt – wegen Spooky Season und so. Widmen wir uns diesmal Fortsetzungen – aber nicht die zweiten Teile. Besser.
Phantasm V: Ravager (2016): Die »Phantasm«-Reihe (1979 von Don Coscarelli – in Deutschland unter dem etwas arg schlichten Titel »Das Böse« verliehen – ist nicht weniger als Genregold, das vorweg. Dass das Budget ab dem zweiten Film kontinuierlich sank war der Reihe schon immer anzusehen, störte ob der gekonnten Inszenierung von Don Coscarelli jedoch nie. Ravager hingegen, unter der Regie von David Hartman ("Trese - Hüterin der Stadt") sieht über weite Passagen hinweg schlichtweg nicht gut aus und erinnert an einen günstig heruntergekurbelten Film für billig produzierte US-amerikanische Sendenetzwerke. Trotz allem hat man nach Ravager wieder Lust auf die Reihe; auf die verchromten fliegenden Sphären; auf den Indie-Vibe; auf den Tall Man (RIP Angus Scrimm); auf das unterschwellige Cosmic-Horror-Feeling. »Boooooooooooy«
Amityville: The Awakening (2017): »Amityville Horror« (1979) gehört zu den großen Einträgen des Geisterhaus-Subgenres. Fast vierzig Jahre später hat sich die Filmreihe nicht nur überholt, sondern mit jedem neuen Streifen mehr kannibalisiert. »The Awakening« von Autor & Regisseur Franck Khalfoun (Maniac) ist der zehnte Film im Amityville-Franchise und fungiert als Meta-Horror (auch nicht so ganz). Eine junge Familie zieht in das echte Amityville-Haus in dem es aber trotzdem spukt. Ansonsten gibt es so viele Indie Releases, die den »Amityville«-Moniker einfach vor den Titel knallen, dass es an diesem Punkt auch ein schönes Partyspiel wäre, so rätseln, wie Dein Lieblingshorrorfilm wohl als Amityville-Film heißen würde. Aus »Feed The Reapers« würde so sicherlich »Amityville: The Death Cure«. I like.
Witchcraft – Das Böse lebt (1989): Es ist Freitagabend und Du suchst mal wieder nach einem brutalen Hexenhorrorfilm mit David ‚Knight Rider‘ Hasselhoff, Linda ‚Exorzist‘ Blair und Hildegard ‚Lulu‘ Knef in den Hauptrollen? Say no more, I got you! Ein Pärchen wird in einem Haus von einer gruselgrauseligen Spukhexe heimgesucht. So weit, so bekannt. Der Film ist vielleicht kein Geheimtipp mehr, aber mindestens noch weit unter dem Mainstream-Radar. Spannend ist in diesem Zuge die Distributionshistorie der Reihe, die genau genommen kaum eine ist. Kurzfassung: Die ersten beiden »Tanz der Teufel«-Filme wurden in Italien als »La Casa« vermarktet; erfolgreich. Der italienische Produzent Aristide Massaccesi wollte die La Casa-Reihe deshalb schnell fortsetzen und ließ weitere Filme drehen, die inhaltlich natürlich nichts mehr mit »Tanz der Teufel« zu tun hatten und für den internationalen Markt folgerichtig auch als Stand-Alone-Horrorfilme verliehen wurden. Der hier vorliegende »Witchcraft« trägt den Originaltitel »La Casa 4«. Spannend und auf jeden Fall gut als Eisbrecher, wenn man Single bleiben möchte: Die Filme »La Casa 6« und »La Casa 7« sind im Original die Teile zwei und drei der US-amerikanischen »House«-Horrorfilmreihe und ihrerseits aber auch schon eigenständige Geschichten erzählen. Außer der Spukhaus-Motivs haben diese Filme also lediglich das niedrige Budget gemeinsam. Viel Spaß.
Litfaßsäule
Mein Kolumnen-Mailaccount hat seine Jungfräulichkeit verloren - nice! Die Mailadresse rob@dates-online.de wurde jahrelang nur als Zier verstanden. Jetzt aber ist es passiert: Nachrichten.
Nachricht 1: Die erste Nachricht schrieb mir Christian Uhlisch, Bereichsleiter Produktion bei MCS Team GmbH, technischer Dienstleister des MDR und Produktionsfirma. Herr Uhlisch nahm Bezug auf meine Nachgeschaut-Kolumne #114, »Infrastruktur« (Juli 2025), in der ich mich über die filmtechnische Infrastruktur in Magdeburg beschwere und darauf hinweise, dass es für Filmproduktionen nicht einmal Möglichkeiten gäbe, unkompliziert Filmtechnik zu leihen – und dass Veranstaltungstechnik eben nicht zwangsläufig Filmtechnik ist. Herr Uhlisch hat in seiner Mail darauf aufmerksam gemacht, dass es beim Magdeburger Standort von MCS Team GmbH sehr wohl entsprechende Technik zu leihen gibt. Das stimmt. Nachfolgend der Link zur Seite mit dem verfügbaren Equipment: https://mcs-team.de/vermietung/uebersicht
Und zu den gelisteten Referenzen: https://mcs-team.de/referenzen
Ob und inwiefern das zu verleihende Equipment für Filmproduktionen taugt müssen die künftigen Nutzer selbst einschätzen, aber ich verweise gerne darauf.
Ferner gab es den augenzwinkernden Hinweis, dass ich MCS Team GmbH gerne auch weiterempfehlen darf, wenn ein Film in Magdeburg gedreht werden sollte. Gerne. Die nächste Filmproduktion, die im Zuge ihrer professionellen Standortsuche den Filmkolumnisten des Stadtmagazins kontaktiert, wird postwendend an den technischen Dienstleister des MDR verwiesen. Aye aye.
Nachricht 2: Der Filmclub der Volkshochschule lädt am 12. Oktober (So), um 11 Uhr zu einer charmanten Film-Matinee ein: Filmkritiker, Dokumentarfilmer, Fachbuchautor und dem Pressetext nach auch ansonsten wunderliches Filmbranchen-Einhorn Knut Elstermann stellt sein neues Buch vor: »Bach bewegt: Der Komponist im Film« – ein so ultraspezifisches Thema, das es mal mindestens noch nicht auserzählt ist. Viel Spaß dabei, ihr Bach-Stelzen!
Und hier nochmal für alle Anliegen: rob@dates-online.de
PS: Du bist Kreativkopf in Magdeburg oder Umgebung? Dann schau doch mal beim monatlichen Treffen des Netzwerkes NMC (New Magdeburg Cinema) vorbei. Austausch über Projekte und Netzwerken ohne Stress.
Schreibt einfach 'ne Mail an new-magdeburg-cinema@gmx.de
oder schau auf Insta vorbei: https://www.instagram.com/new_magdeburg_cinema

