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Мир для України!
„Barbie“ feiert derzeit Umsatz-Bulimie – bricht alle Rekorde – und bekommt ein Sequel geschneidert. Spielzeughersteller Mattel feiert sich dafür hart ab und schickt nun die nächsten Kinoadaptionen seiner plastizoiden Geldvernichtungsmaschinen in die (Kunst)Stoffentwicklung.
Bei Toy-Lines wie Barbie oder Polly Pocket erschließt sich mir der Prozess: Eine Spielfigur wird mit Charakter und Hintergrundgeschichte ausgestattet, die sich fortan auf andere Medien übertragen lassen. Auch der Zeichentrickkult "He-Man – Im Tal der Macht" wurde schließlich als Verkaufsbeschleuniger konzipiert, der sich irgendwann als Bewegtbild verselbstständigt hat.
Mattel plant allerdings auch Live-Action-Adaptionen des Kartenspiels "Uno" und des Bildbetrachters „View Master“ (genau, die Miniknipse zum Weiterklicken). Vermutlich wird das jeweilige Spielgerät nur als Aufhänger genutzt, um eine generische Geschichte zu erzählen. Keine Ahnung, eine sympathische Kiffertruppe sieht Farben und muss 4+ ziehen oder so. Die intensive Auseinandersetzung mit dem Spielgegenstand auf der Metaebene funktioniert bei Barbie, weil es ein globales Phänomen mit historischem Echo ist; weil die Puppe „Barbie“ in ihrer knapp 65-jährigen Historie eine Projektionsfläche für gesellschaftliche Wünsche, politische Ziele und menschliche Träume war – in alle Richtungen. Die Barbie-Puppe hat die Geschichte des 20. Jahrhunderts vielleicht nicht geformt, aber mit Sicherheit reflektiert und stumm kommentiert.
Ich würde nicht d a rauf tippen, dass die geplante Adaption zu dem, hierzulande vollkommen irrelevanten, Daumenboxkampf „Rock’Em Sock’em Robots“, mit Vin Diesel in der Hauptrolle, eine fein konstruierte Parabel über gesellschaftlich indoktrinierte Maskulinität wird. Vermutlich geht es um Vin Diesel, der irgendwem aufs Maul haut. Business as(s) usual. N atürlich erinnert das an den Robo-Box-Film „Real Steel“ (2011) mit Hugh Jackman, der genau dieses Konzept im Prinzip schon mit dem Höchstmaß an Ernsthaftigkeit umgesetzt hat, das auf die Prämisse Robo-kloppt-Robo anwendbar ist.
Die angekündigte Adaption des lilafarbenen Edutainment-Dinosauriers „Barney“ (ja, ebenfalls eine Mattel-IP), klingt da interessanter. Schauspieler und Produzent Daniel Kaluuya (Get Out) will einen „surrealistischen“ und „erwachsenen“ Ansatz à la „Being John Malkovich“ ausprobieren. Selbst wenn dieses Projekt krachend scheiter n sollte , dann hoffentlich wenigstens mit Arthouse-Krönchen am A24-Gedenkschrein.
Manche Games- und Spielzeugkonzepte haben einfach eine geringe oder diffuse künstlerische Fallhöhe. Kleine Produktionsfirmen können sich die Lizenzen zu den Titeln nicht leisten oder aus anderen Gründen nicht akquirieren und setzen die Idee trotzdem um. Beispiele gefällig?
„Willy’s Wonderland“ ( 2021) arbeitet sich an der Prämisse der Videospielreihe „Five Nights at Freddy’s) ab, deren offizielle Live-Action-Adaption Oktober 2023 erscheint
„Always Watching: A Marble Hornets Story“ (2015) etabliert die Internet-Hoax-Gruselgestalt „Slender Man“ als Antagonisten, bevor der offizielle Film „Slender Man“ 2018 komplett unterwältigt.
Geplant sind außerdem noch Adaptionen zu „Matchbox“ und „Hot Wheels“. Was, zur Straßenverkehrsordnung, sollen diese Filme denn anderes werden, als das nächste „ Fast & Furious“-Rip-off für Oktan-Okkultisten? Kann man diesen Toys-to-Films-Rush nicht nutzen und "Monopoly Magdeburg" auf die große Leinwand bringen? Reiner Haseloff spielt die Albert-Vater-Str. und Claudia Michelsen die Gefängnis-frei-Karte. Ich freue mich drauf.
Rob-Actionfigur-Bestellungen bitte an : rob@dates-online.de
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