
© Gillert
Magdeburger Filmkolumne "Nachgeschaut"
Februar. Die einzige Zeit im Jahr, in der kleine nackte muskulöse Männer mit Goldfarbe auch außerhalb von Szeneclubs verschenkt werden. Na klar: It's Oscar o'clock! Überraschungen und Moderation gibt es keine. Wahrscheinlich wird die Martin-Scorses-Hommage „Joker“ abräumen, oder die abstrakte Nazi-Dramady „Jojo Rabbit“, von und mit Taika Watiti. Die Geschichte, um einen HJ-Buben, der entdeckt, dass seine Mutter (Scarlett Johansson) ein kokettes jüdisches Mädchen im Schrank versteckt und diesen Umstand am liebsten mit dem imaginären Freund Adolf ausdiskutiert, bringt zumindest alles mit, was man für einen Oscar braucht: Hitler, Hasen, History. „Jojo Rabbit“ läuft im Februar u.a. noch auf dem Moritzhof. Ein konsekutiver Filmtipp: das zum Schnarchen gefühlvolle deutschsprachigen Jugenddrama „Als Hitler das rosa Kaninchen stahl“.
Jojo Rabbit - Trailer
Festivalsaison ist irgendwie auch immer Nazisaison – schrecklich. Da ist mir das Antiheldinnenspektakel „Birds of Prey: The Emancipation of Harley Quinn“ wesentlich lieber. Die titelgebende Ex (Margot Robbie) des Jokers, ist psychisch zwar instabiler als ein Lehrer in Berliner Problemschulen, hat dafür aber mittlerweile so etwas ähnliches wie ein Moralverständnis und legt sich mit dem egozentrischen Gangsterboss Black Mask (Ewan McGregor) an. Viel Bumm und Krach, aber wenigstens ohne Nazis – soweit ich weiß.
Birds of Prey Trailer
In der Sneak Peek bin ich neulich über „21 Bridges“ gestolpert. Chadwick Boseman („Black Panther“) ist ein Polizist, der nur eine Nacht hat, um zwei Kleinkriminelle zu schnappen. Dafür lässt er Manhattan komplett vom Festland absperren. Wir in Stadtfeld kennen den Zustand dank der Dammi-Baustelle ja ausreichend. Barbarisch! Das Ganze ist im besten Sinne altmodisch: rauer Cop, pfiffige Partnerin, dampfende Gullideckel – das erfindet das nicht neu, unterhält dafür unkompliziert. Muss ja auch mal sein.
21 Bridges Trailer
Auch 2020 ist der Filmclub der Volkshochschule wieder am Start. Das Thema für dieses 'Semester': „Kunst und Künstler im Film“. Den Anfang macht „Marie Antoinette“ von Sofia Coppola, am 10. Februar, im Studiokino. Eine junge Kirsten Dunst verkörpert die titelgebende vierzehnjährige österreichische Thronfolgerin, deren historische Geschichte bekanntermaßen auf dem Schafott endete. Im Gegensatz dazu wirkt der Film ganz und gar nicht kopflos. Der Kostümfilm setzt auf eine anachronistisch-poppige Inszenierung. Kopf aus/ab und rein da. Macht Spaß.
Marie Antoinette Trailer
Liebes Filmclub-Team, hätte bei diesem Thema nicht der aktuelle Dok.Film „Gundermann Revier“ geschrieben und inszeniert von Grit Lemke einen Platz verdient? Der intime Einblick in das Leben des Ost-Poeten und Sängers wurde jüngst für den Grimme-Preis nominiert. Fun-Fact: Die Kameraarbeit für den Film übernahm Uwe Mann, der unter anderem auch an der Fachhochschule Magdeburg-Stendal doziert. Na kiek mal einer an. Diesen Film inklusive Gespräch mit den Macher*innen gibt es übrigens direkt am 11. Februar auf dem Moritzhof.
Gundermann Revier Trailer
Zeigt mir, wie es besser geht: rob@dates-online.de
Zur Veranstaltung "Gundermann Revier" am 11. Februar im Moritzhof
© Engelhardt
Kulturzentrum Moritzhof
Moritzplatz 1, 39124 Magdeburg
Bitte aktivieren Sie JavaScript.
Die HofGalerie ist während des Veranstaltungsbetriebs täglich geöffnet.