Songwriter-Pop: Die Höchste Eisenbahn macht Halt im Moritzhof

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© Joachim Gern

Die Höchste Eisenbahn

Es macht Spaß den poetischen Zustandsbeschreibungen dieser Vier zuzuhören

„Die Höchste heißt die nette, kleine, große Eisenbahn. Die feine höchste Eisenbahn fuhr noch nie nach einem Plan.“ Der hier missbrauchte James Krüss wird im Grab rotieren, der Schreiber tut es stattdessen vor dem offenen Zimmerfenster. Die Welt davor soll ruhig wissen von diesem vollen tollen Songwriter-Pop der allenthalben als den vielleicht besten Songschreibern der Republik gepriesenen Eisenbahner Kramer, Wilking, Weigt und Schröder. Und nein, Musik nach Plan ist die der Höchsten Eisenbahn wahrlich nicht. Ihr aktuelles Album „Ich glaub Dir alles“ funktioniert auch ohne roten Faden und kommt enorm abwechslungsreich daher. Sphärische verschleierte Keyboard Sounds treffen auf knackigen Bass, sentimentalen Habitus, lebhafte Beats, Jazz­einlagen und die liebgewonnenen nuschligen wie samtigen Ping-Pong-Gesangsparts der Herren Kramer und Wilking. So einfach kann es manchmal gehen. Die hinlänglich bekannten Livequalitäten der Band fängt das Album im Übrigen auch ganz großartig ein. Genau dafür wird ihr Produzent Moses Schneider ja auch allerorten gelobt. Dessen Arbeit stand neben vielen anderen bereits den Beatsteaks, Tocotronic oder Olli Schulz gut zu Gesicht. Im Ergebnis ist das alles frisch, energetisch und manchmal sogar romantisch, fast immer aber neugierig und schlau. Es macht ungemein Spaß, den Vieren bei ihren poetischen Zustandsbeschreibungen beizuwohnen. Das ist so jenseits von Küchenpsychologie und Befindlichkeitslyrik. Die Höchste Eisenbahn agitiert nicht vordergründig und explizit politisch ist sicherlich auch etwas anderes, aber von Kunst als Selbstzweck ist das ganz weit entfernt. Dieses Album „hofft auf große Abenteuer, Liebe und einen guten Job“. Die Höchste Eisenbahn sind prima Kumpels und bestimmt auch immer da, wenn man sie braucht. Denen glaubt man fast alles.

Zur Veranstaltung: Die Höchste Eisenbahn, 18.10.