© Annekathrin Mücke
Sänger und Weihnachtsjunkie Björn Casapietra.
„Mein Vater hat 1990 den Freitod gewählt,“ erzählt Björn Casapietra. „Er fehlt mir,“ führt er fort. Er ist der Sohn des ostdeutschen Dirigenten Herbert Kegel, jahrzehntelang Chef-Dirigent der Dresdner Philharmonie. Er gehörte zu den bedeutsamsten Orchesterleitern der DDR. Seinen Sohn Björn hat er früh an die Musik herangeführt, ihn ans Klavier gestellt und Weihnachtslieder gepaukt. Heute ist Casapietra Opernsänger, wie auch seine Mutter. Wenn er Weihnachtslieder singt, ist es als würde er wieder der sechsjährige Bube sein, der neben seinem Vater am Klavier steht, um zu singen. „Dann habe ich immer das Gefühl, ihm nahe zu sein,“ so der Musiker.
Das ist also der Grund, weshalb Björn Casapietra jedes Jahr aufs neue gespannt auf die Weihnachtszeit wartet und es liebt, Weihnachtslieder zu singen. Seine Konzertreihe „Christmas Love Songs“ ist wie eine Weltreise. Keltische, amerikanische, französische, italienische Weihnachtslieder nehmen das Publikum mit in die Feiertagstraditionen ferner Länder. „Aber der Fokus liegt definitiv auf unseren wunderschönen alten deutschen Weihnachtsliedern,“ kündigt er an. Im Programm sind Titel wie „Es ist ein Ros entsprungen“ oder „Ave Maria“ von Schubert. Ganz neu dabei ist „Sound of Silence“ von Simon & Garfunkel, dass er mit seiner klassischen Tenorstimme singt. „Ich möchte, dass sich meine Lieder wie eine warme Hand auf die Brust des Publikums legen. Ich wünsche mir, dass in diesen unruhigen Zeiten, in denen wir leben, die Menschen nach dem Konzert nach Hause gehen und das Gefühl haben, Zuversicht, Hoffnung und Kraft geschenkt bekommen zu haben. Wenn ich das erreiche, habe ich meinen Job richtig gemacht.“
Auch eine weitere Anekdote aus Casapietras Erinnerungen an seinen Vater bleibt hängen: „Er ist immer mit mir auf den Dachboden gegangen, um seine unzähligen Schwibbögen und Pyramiden nach unten ins Haus zu bringen. Und dann musste ich die mit Ohrenstäbchen vom Staub befreien. Ich habe das so gehasst.“ Heute hat er selbst den ein oder anderen Schwibbogen und befreit sie, gemeinsam mit seiner Tochter, vom Staub.