
© Conny Günther
Jimmy Kelly
In der Ankündigung zur Jimmy Kelly & The Streetorchestra Tour sprichst du davon, den „Zauber der Straße“ und Musik zu vereinen. Was genau macht diesen Zauber aus?
Macht man Musik auf der Straße, steht man auf keiner Bühne. Man ist kein Star und auf den Kontakt mit den Zuschauern angewiesen. So ist das auch beim Streetorchestra. Wir sind auf Augenhöhe mit dem Publikum und wollen ein Gefühl von Gemeinschaft erzeugen. Wie wenn man in den Irish Pub geht und sich sofort willkommen fühlt.
Wie bekommt man das hin?
Zum einen haben wir nur akustische Instrumente auf der Bühne. Alles ist handgemacht und nicht von vorne bis hinten durchgeplant, was heutzutage selten ist. Zum anderen lassen wir Raum für spontane Momente mit dem Publikum.
Seit du sieben bist, warst du mit deiner Familie in verschiedenen Ländern unterwegs. Haben die vielen Kulturen, die du kennengelernt hast, Einfluss auf deine Musik?
Mich prägt, was ich erlebe. Und in diesen Jahren haben wir die Folklore vieler Orte erlebt. Mit dem Streetorchestra spielen wir verschiedene Stile: Chanson, spanische Lieder, amerikanische Hillbilly-Songs, irischen Folk und auch deutsche Lieder. Aber ich fühle mich nicht wie ein Tourist, wenn ich das alles auf die Bühne bringe. Ich bin ein Stück zu Hause in allen Ländern, in denen ich war. Das ist meine Identität. Sozusagen bin ich ein Cocktail.
Früher mit der Kelly Family und heute mit dem Streetorchestra: Immer machst du mit Teilen deiner Familie Musik, gehört das für dich unzertrennbar zusammen?
Auf jeden Fall das Miteinander. Ich habe immer Musik mit und für andere Menschen gemacht, selten für mich alleine. Mit Musik kann man leicht Verbindungen schaffen.
Normalerweise ist die Famlie ein Rückzugsort, doch deine, inklusive dir, stand lange im Rampenlicht. Wie war das?
Einerseits war es für mich selbstverständlich, weil ich nichts anderes kannte. Aber es gab eine Zeit, in den 90ern, wo der Erfolg so extrem war, dass das Familienleben nicht mehr wirklich gelebt wurde. Wir sind ein Unternehmen geworden. Das war zu viel und wir hatten nicht genug Rückzugsmöglichkeiten. Heute ist das anders. Ich kann das nun besser händeln und setze Prioritäten.
Hat man nach solch einer Vita überhaupt noch Ziele?
Haha, also ich könnte auch gut ohne Musik leben, aber irgendwie brauche ich das doch. Ich würde mich freuen, wenn es mit dem Streetorchestra gut läuft. Aber an oberster Stelle steht die Familie. Ich will nicht, dass meine Kinder irgendwann sagen, ich kannte meinen Vater nicht".